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Perfekte ETF-Welt wird es nie geben - zum Glück

Detlef Glow, Lipper
Detlef Glow, Lipper
Die perfekte Welt der börsennotierten Indexfonds (ETFs) sähe angesichts der jüngsten Kritik wohl folgendermaßen aus: Alle ETFs wären voll replizierend, würden also die Indexwerte tatsächlich in ihren Portfolios halten. Sie würden die Wertentwicklungen der Indizes ohne jede Abweichung nachvollziehen. Darüber hinaus wären die Fonds jederzeit in beliebiger Höhe zu fairen und günstigen Preisen handelbar.

Doch selbst in so einer perfekten Welt gäbe es immer wieder Dinge, die den einen oder anderen zu Kritik veranlassten. Beispielsweise könnten ETFs dann plötzlich als Auslöser beziehungsweise Verstärker eines Finanz-Crashs an den Pranger gestellt werden, sollten die bei einer Abwärtsbewegung ausgelösten Stopp-Loss-Orders den negativen Markttrend verstärkt haben. Oder es heißt mit einem Mal, dass ETFs zu viel Liquidität in ein enges Marktsegment pumpen und dadurch Verwerfungen herbeiführen.

In der realen Welt scheinen börsennotierte Indexfonds eine Art Sündenbock zu sind. Denn seit der im Frühjahr geäußerten Kritik von Finanzstabilitätsrat, Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, Internationalem Währungsfonds und der britischen Finanzaufsichtsbehörde FSA melden sich immer wieder neue Kritiker zu Wort. Vor einigen Tagen stimmte beispielsweise die australische Finanzaufsicht in den Kanon ein. Fehlt nur noch, dass ETFs die Schuld an der derzeitigen Schuldenkrise gegeben wird - zum Beispiel, weil sie Staatsanleihen zur Besicherung von Leih- und Derivategeschäften eingesetzt haben.

Nicht, dass ich falsch verstanden werde: Die bisher an ETFs geäußerte Kritik ist in Teilen durchaus berechtigt. Aber mir stellt sich nach wie vor die Frage, warum die Kritik nur auf den relativ kleinen Bereich der ETFs begrenzt ist. Schließlich setzen so gut wie alle anderen Fonds auch derivative Instrumente in der einen oder anderen Form ein. Was in der letzten Zeit in den Hintergrund geraten ist, ist die Tatsache, dass durch ETFs Liquidität in die Märkte fließt. Diese Liquidität sorgt nicht nur für höhere Umsätze, sondern trägt auch zu der oft zitierten Effizienz der Märkte bei.

ETFs auf Swap-Derivatebasis abzuschaffen, wie es manche Kritiker wohl am liebsten sähen, wäre in meinen Augen schlecht. Beispielsweise bilden diese Fonds die Wertentwicklungen ihrer Indizes in der Regel genauer ab als ETFs ohne Derivate. Für Letztere ist das ein Anreiz dazu, ihre Managementqualitäten zu steigern. Dadurch tragen Swap-ETFs dazu bei, dass sich ETFs insgesamt verbessert.
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