Peter E. Huber: „Die Anleger sind noch auf dem Inflationstrip“

Dies gilt nicht nur für Staaten wie Griechenland, die für zweijährige Kredite 27,5 Prozent Zinsen (pro Jahr!) bezahlen müssen, Portugal berappt über 15 Prozent und Irland 14,8 Prozent jährlich. Diese Länder sind nicht mehr kapitalmarktfähig. Schlimmer: auch in Spanien und Italien steigen die Zinsen jetzt deutlich an. Spanien ist für uns der nächste Krisenkandidat. Es ist uns völlig schleierhaft, wie dieses Land mit nur 16 Mio. im Privatsektor Arbeitenden die Kosten für 9 Mio. Rentner, 3 Mio. Staatsdiener und 5 Mio. Arbeitslose schultern will.

Des Kaisers neue Kleider

Wir haben uns im ersten Halbjahr mit unseren Aktienanlagen nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Dies ist relativ einfach damit zu erklären, dass die meisten Anleger noch auf dem Inflationstrip sind und nicht erkennen, dass der Kaiser nackt dasteht. So waren an den Aktienmärkten weiter zyklische Papiere wie Autos und deren Zulieferer oder Chemiewerte gefragt. Ein gefährliches Spiel wenn man bedenkt, dass die meisten guten Nachrichten bereits mehr als ausreichend in den Kursen enthalten sind und der Konjunkturaufschwung sich in einem Spätstadium befindet. Defensive Titel wie z.B. Telekoms, Pharma, Versorger, Technologie, die weit unter ihrem inneren Wert notieren, tun sich dagegen schwer und befinden sich teilweise sogar weiter im Abwärtstrend.

Dies ist alles andere als ein günstiges Umfeld für antizyklische Investoren. Es erfordert Geduld, Qualitätswerte billig einzusammeln, die aktuell nicht gefragt sind. Trotzdem ist dies die einzig richtige Anlagestrategie. Zumal die Schwäche der Bankaktien ein deutlicher Hinweis darauf ist, dass den Märkten in den nächsten Monaten Ungemach drohen könnte. Vorsicht heißt die Mutter der Porzellankiste, damit man die sich in Krisen eröffnenden Chancen auch richtig nutzen kann.