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Philippe Champigneulle: „Wir importieren die Inflation“

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DAS INVESTMENT.com: Was muss passieren?

Champigneulle: Die Beteiligten, auch die Kernländer, müssen sich weiter reformieren und fit für die Zukunft machen.

DAS INVESTMENT.com: Müssen die Franzosen dann noch länger arbeiten?

Champigneulle: Vielleicht.

DAS INVESTMENT.com: Das wird dem Volk nicht schmecken. Viele Menschen wollen heute schon den Euro nicht mehr.

Champigneulle: Und diese Menschen könnten sich bei kommenden Wahlen für Gegner des Euro entscheiden. Richtig, dort liegt sicherlich ein Risiko. Ich glaube, dass das wiederkehrende Wirtschaftswachstum die Stimmung für den Euro verbessern wird.

DAS INVESTMENT.com: Es kommt in der Bevölkerung finanziell nicht an.

Champigneulle: Aber es senkt die Arbeitslosenquote und steigert damit doch die Zufriedenheit. Das kann einiges bringen.

DAS INVESTMENT.com: Bei der Peripherie greifen Sie also noch nicht zu. Im Kerngebiet sind Sie aber angesichts der hohen Kurse auch nicht wirklich sicher.

Champigneulle: Das ist richtig. Die Zeit der niedrigen Zinsen geht vorbei. In den Schwellenländern steigen die Löhne, und die Rohstoffpreise sowieso. Die Inflation zieht bedenklich an. Damit werden auch die Produkte für uns teurer.

DAS INVESTMENT.com: Wir importieren die Inflation?

Champigneulle: Ja, und zwar genau so, wie wir Jahrzehnte lang die Deflation importiert haben, indem wir in Billiglohnländern produziert haben.

DAS INVESTMENT.com: Klingt ungemütlich.

Champigneulle: Ich erwarte aber bei Bundesanleihen keinen Crash. Eher eine moderate Abwärtsbewegung. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe könnte dieses Jahr auf 3,5 Prozent steigen, und die Europäische Zentralbank wird wohl ihren Leitzins erhöhen.

DAS INVESTMENT.com: Wie sieht Vorsicht bei Ihnen aus?

Champigneulle: Wir haben die Anleihequote im Mischfonds von 90 Prozent im Juni 2009 auf nunmehr 75 Prozent gesenkt und dafür teilweise Aktien gekauft. Eine Anleihe der spanischen Telefongesellschaft Telefonica brachte eine Rendite von etwa 3,4 Prozent im Jahr. Die Dividendenrendite der Aktie lag dagegen bei fast 9 Prozent. Da liegt ein Tausch natürlich auf der Hand. Zusätzlich haben wir im Rentenportfolio in kürzer laufende Papiere umgeschichtet. Das verringerte das Kursrisiko weiter. Niedrige Volatilität ist jetzt Pflicht.

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