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Pimco „China muss vier Hürden überwinden“

Luke Spajic, Executive Vice President und Portfolio-Manager bei Pimco in Singapur
Luke Spajic, Executive Vice President und Portfolio-Manager bei Pimco in Singapur
Schwächelndes Wachstum, Umweltverschmutzung und Korruption: China schlittert von einer Krise in die nächste. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes ist 2015 längst nicht mehr so stark gestiegen wie in den Vorjahren. Für 2016 erwartet die chinesische Führungsriege nur noch ein Wachstum 6,5 Prozent. Zum Vergleich: 2013 ist der Indikator im Vergleich zum Vorjahr noch um 7,7 Prozent gestiegen.

Wir von Pimco gehen davon aus, dass das reale Wachstum unter der Prognose der chinesischen Führung liegen wird. Das BIP wird wahrscheinlich zwischen 5,5 bis 6,5 Prozent wachsen. Die Schätzung beruht auf folgenden vier Wachstumshürden:

Verschuldungsgrad: Seit dem Jahr 2007 haben Chinas Wirtschaftsunternehmen mehr als 21 Billionen US-Dollar zusätzliche Schulden angehäuft. Das entspricht mehr als einem Drittel der Schulden der gesamten Welt. Auf den ersten Blick scheint diese Entwicklung kein Problem zu sein. Denn solange geliehenes Geld auf fruchtbaren Boden fällt und Wachstum generiert, tut es der Wirtschaft gut.

Aktuell zeigt sich in China jedoch ein anderes Bild: Der Wachstums-Beitrag, den jeder neue Schulden-Dollar generiert, ist stark rückläufig: Wenn das nominale BIP dieses Jahr in etwa so wächst, wie es die Regierung vorhersagt, muss China seine Schuldenquote um mindestens 15 Prozent erhöhen. Der Verschuldungsgrad würde also weiter steigen. Gleichzeitig nimmt jedoch die Fähigkeit, mit der Verschuldung neues Wachstum zu generieren, ab.

Faule Kredite: Der offizielle Anteil der Kredite, deren Rückzahlung ungewiss ist, betrug Ende 2015 1,4 Prozent. Wir glauben, dass diese Zahl der sogenannten non-performing loans (NPLs) in den kommenden drei bis fünf Jahren weiter steigen wird. Die internen Stress-Tests von Pimco für Chinas Banken, die wir für unsere BIP-Basisprognose durchführen, legen nahe, dass das NPL-Verhältnis in der Spitze sogar sechs Prozent erreichen könnte. In einem von mehr Stress geprägten Szenario wäre sogar eine Rekapitalisierung des Bankensystems nötig.

Die faulen Kredite sind für China ein langfristiges Problem, das generell lösbar ist. Wir erwarten daher keine dramatische Kapitalspritze für das Bankensystem bis zum kommenden Jahr.

Immobilienmarkt: Häuser und Apartments galten in China lange als gute Geldanlage. Neue Vororte und ganze Städte schossen wie Pilze aus dem Boden. In letzter Zeit hat der Immobilienmarkt jedoch an Schwung verloren und droht zu platzen. Wir gehen davon aus, dass Immobilien-Investitionen weiter das Wachstum belasten werden. Die Preise zum Jahresende wahrscheinlich im leicht positiven Bereich bewegen.

Aktienmarkt: Gemessen an der Marktkapitalisierung ist China der zweitgrößte Aktienmarkt der Welt. Nach dem Platzen der Blase letzter Jahr sind politische Experimente und Interventionen am Aktienmarkt gescheitert. Zudem hat die staatliche Regulierungs- und Aufsichtsbehörde, die „China Securities Regulatory Commission“, kürzlich eine neue Führung bekommen. Wir glauben trotzdem, dass chinesische Wertpapiere im Jahresverlauf Eingang in das Börsenbarometer MSCI-Schwellenländer-Index (MSCI EM) finden werden.

China kann sich selbst helfen

Generell gilt: China sieht sich im Moment einem „Trilemma“ gegenüber. Es steht vor der schwierigen Aufgabe, drei Ziele zeitgleich erreichen zu müssen: Einen stabilen Wechselkurs, freien Kapitalverkehr und eine unabhängige Geldpolitik. Das Land hat zwar mit der Senkung der Leitzinsen, dem Zurückfahren der Anforderungen an die Währungsreserven sowie steuerpolitischen Instrumenten noch genügend politische Optionen, um das Wachstum anzukurbeln. Dennoch ist das Risiko, dass sich der Ertrag dieser politischen Maßnahmen verringern könnte, hoch.

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