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Postbank-Chefvolkswirt: Inflation nistet sich ein

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Grundsätzlich kann man sich gegen derartige Einflüsse schützen, indem man seine Währung aufwertet oder aufwerten lässt. Aktuell stoßen wir hier aber an Grenzen. Im Vergleich zu den Währungen anderer Industriestaaten ist der Euro bereits sehr stark. Die deutsche Wirtschaft könnte eine Aufwertung zwar sicherlich verkraften, die Konjunktur in den südlichen EWU-Ländern, die weiterhin mitten in der Krise stecken oder nur mühsam herauskommen, würde aber schwer belastet. Die Nebenwirkungen in Form einer Verschärfung der europäischen Staatsschuldenkrise könnten so stark sein, dass diese Option besser nicht gezogen werden sollte.

Die Lohnkarte sticht nicht

Eine aktive Politik zur Bekämpfung der Inflation könnte aber auch überflüssig sein. Solange die Lohnsteigerungen innerhalb des Spielraums bleiben, den eine moderate Erhöhung des Preisniveaus zuzüglich der Rate der gesamtwirtschaftlichen Produktivitätsfortschritts setzen, kann sich die Inflation nicht nachhaltig verstärken. Grundsätzlich stimmen wir dieser These zu. Aktuell bewegen sich die Lohnerhöhungen in Deutschland auch noch innerhalb des so gezogenen Rahmens und geben damit noch keinen akuten Anlass zur Sorge. Allerdings hat die Lohnentwicklung nur mittel- bis langfristig einen bestimmenden Einfluss auf den Preistrend. Zudem halten wir es für fraglich, ob die Lohnpolitik auf Dauer so verhalten bleibt. Mehr noch, wir bezweifeln sogar, dass die Tarifpolitik überhaupt in der Lage sein wird, stärkere Lohn- und Gehaltssteigerungen zu verhindern.

Kurzfristig korrespondiert die Inflation in Deutschland, jenseits der Einwirkungen von außen, stark mit dem Wachstum des nominalen Bruttoinlandsprodukts sowie mit der Veränderung der Bruttolöhne- und Gehälter, die alle Arbeitnehmer beziehen. Aktuell liegt Ersteres bei knapp 4½%. Das Wachstum der Bruttolohn- und Gehaltssumme lag zuletzt bei 3,6%. Beide Größen legen einen Anstieg des Preisniveaus um 2½-3% pro Jahr nahe. Kurzfristig erwarten wir hier keine markanten Veränderungen. Das BIP wird in diesem Jahr unseres Erachtens real um 2,8% zunehmen, 2012 immerhin noch um 1,9%. Dies reicht, um die bereits hohe Kapazitätsauslastung weiter zu steigern, mit der Folge sich erhöhender Produktionskosten, aber auch der Fähigkeit, diese weiterzugeben. Das nominale BIP-Wachstum dürfte damit für deutsche Verhältnisse hoch bleiben.
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