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Aktualisiert am 04.10.2016 - 18:28 Uhrin VersicherungenLesedauer: 10 Minuten

Private Krankenversicherung Die Zukunft der PKV: Kosten, Preiskampf und Vertrieb

Heißluftballons steigen in die Luft, abheben, bitte: Private Krankenversicherungen bieten bedarfsgerechten Service und umfangreiche Leistungen - für denjenigen, der nicht zuerst auf den Preis schaut. Foto: Getty Images
Heißluftballons steigen in die Luft, abheben, bitte: Private Krankenversicherungen bieten bedarfsgerechten Service und umfangreiche Leistungen - für denjenigen, der nicht zuerst auf den Preis schaut. Foto: Getty Images

Überfüllte Wartezimmer, Ausharren auf einen Termin. Kein Wunder: Knapp zehn Mal im Jahr sucht jeder Deutsche im Durchschnitt eine Praxis auf. Das ist europäischer Rekord: Nur die Ungarn gehen noch häufiger zum Arzt. Und viele Besuche erfolgen lediglich, um die Krankschreibung zu bekommen.

Wissenschaftler der Universität Magdeburg haben deshalb vorgeschlagen, die Regeln für Krankschreibungen zu lockern. Für die Dauer von bis zu einer Woche sollten Beschäftigte sich selbst krank melden können. Das helfe, Kosten zu senken – die Frage ist nur, ob dies nicht auch Missbrauch nach sich zieht. Wie dem auch sei: Den Franzosen reichen 6,8 Arztbesuche pro Jahr, den Norwegern sogar 5,2 – ohne dass ihr Gesundheitszustand schlechter wäre als derjenige der Deutschen.

Medizinische Inflation


Der häufige Gang zum Arzt ist nur ein Grund, warum das Gesundheitswesen in Deutschland immer teurer wird. Rund 13 Prozent des Bruttosozialprodukts werden für Behandlungen und Arzneimittel ausgegeben. Die Kosten für Medikamente, Behandlungen und Krankenhausaufenthalte sind in den vergangenen Jahren teilweise unverhältnismäßig stark gestiegen. Dies ist unter anderem die Folge des medizinischen Fortschritts – das Phänomen nennt sich medizinische Inflation.

Gesetzliche und private Krankenversicherungen sind von diesen Kostensteigerungen im gleichen Maß betroffen. Im Gegensatz zur GKV aber kann die PKV keine Leistungskürzungen vornehmen, um bei den Kosten gegenzusteuern: Versicherte Leistungen sind dauerhaft vertraglich garantiert. Zudem ist der medizinische Fortschritt meist mitversichert: Erstattet wird, was medizinisch notwendig ist und vom Vertrag abgedeckt ist. Das führt zu einer insgesamt guten Versorgung der Privatversicherten, sorgt aber auch für einen größeren Druck auf die Beiträge.

Steigende Honorare für die Ärzteschaft tun das Übrige. Mehr als 80 Prozent der Arztrechnungen in der PKV werden mit dem Regelhöchstsatz abgerechnet. Der Arzt kann den 2,3-fachen Gebührensatz ohne eine gesonderte Begründung verlangen, was viele dann auch tun. Dafür sind Privatpatienten ein gerne gesehener Gast in jeder Arztpraxis. Sie stellen 11 Prozent der Versicherten, sorgen aber für ein Viertel aller Umsätze. Ein Grund dafür ist die Budgetierung der GKV durch den Gesundheitsfonds – auch eine Arztpraxis ist ein Wirtschaftsbetrieb.



Über neue Honorarsätze wird gerade verhandelt: Die Bundesärztekammer und der PKV-Verband sind zuversichtlich, dass die neue Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) im Herbst 2016 starten kann. Man hofft auf zweistellige Zuwachsraten. Neben den Honoraren steigen die Ausgaben für die ambulante Versorgung. Privatversicherte erhalten bei den Heilmitteln in der Regel eine umfangreichere Versorgung als gesetzlich Versicherte. Entsprechend höher sind auch die Ausgaben dafür. Im Jahr 2013 lagen sie bei rund 1,5 Milliarden Euro.

Ein weiterer belastender Faktor ist die zunehmende Lebenserwartung. Die privaten Krankenversicherer kalkulieren ihre Beiträge auf Basis aktueller Sterbetafeln. Für jeden Jahrgang ermitteln sie die durchschnittliche restliche Lebenszeit. Und eine steigende Lebensdauer muss über höhere Prämien finanziert werden. Denn je älter der Versicherte, desto höher sind die Kosten, die er verursacht. Bei den über 80-Jährigen liegen sie rund viermal so hoch wie bei den 40-Jährigen.

Zudem zeigen die neuesten Zahlen, dass die Krankenversicherer auch 2014 einen Bestandsverlust bei den Vollversicherten hinnehmen mussten. Die Zahl sank laut PKV-Verband um 0,63 Prozent oder 55.700 Versicherte auf 8,83 Millionen. Das Wachstum in der Zusatzversicherung dürfte dabei nur ein schwacher Trost für die Unternehmen sein – zumal auch hier die Zahl der Versicherten rückläufig ist.

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