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Aktualisiert am 04.10.2016 - 18:28 Uhrin VersicherungenLesedauer: 10 Minuten

Private Krankenversicherung Die Zukunft der PKV: Kosten, Preiskampf und Vertrieb

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Qualität statt Preiskampf


Die Marktsituation hatte auch in der PKV in den vergangenen Jahren einen Preiswettbewerb ausgelöst. Gerd Güssler vom Branchen-Informationsdienstleister KVpro hat das kritisch verfolgt, ist allerdings davon überzeugt, dass die private Absicherung für den Krankheitsfall auch in Zukunft ein gutes Prinzip ist: „Es sind nur noch zu viele Leute privat krankenversichert, die dort eigentlich nicht hingehören oder mit einer PKV nicht umgehen können“, sagt er. „Geringe Beiträge erkaufe ich mir durch Leistungsverzicht. Zu wenig Beitrag bedeutet, im Leistungsfall nicht ausreichend abgesichert zu sein.“

Dem Prinzip „Geiz ist geil“ sollte man laut Güssler das Prinzip „Qualität schlägt Preiskampf“ entgegenhalten: „Sofern die Zielgruppe passt, ist der Leistungskatalog, den qualitativ hochwertige Tarife bieten, ein starkes Argument für die PKV.“



Eine weitere Herausforderung für die Branche sind die anhaltend niedrigen Zinsen. Laut des aktuellen Marktausblicks der Rating-Agentur Assekurata für das kommende Jahr sank die Nettoverzinsung im Branchendurchschnitt zwischen 2005 und 2013 von 5,11 auf 4,03 Prozent. Nach Einschätzung von Assekurata-Analyst Gerhard Reichl werden die Nettorenditen 2014 erneut zurückgehen und unter die 4-Prozent-Marke rutschen. „Der Rechnungszins dürfte in den kommenden Jahren die Beitragserhöhungen mitbestimmen. Bei der derzeitigen Kapitalmarktsituation dürften Nettorenditen von unter 4 Prozent künftig marktweit keine Seltenheit mehr darstellen“, sagt Reichl.

Doch Untergangsszenarien sind fehl am Platz. Denn anders als in der Lebensversicherung, die Garantien bedienen muss, könnte der Rechnungszins von den Krankenversicherern auch für den Bestand gesenkt werden. Noch liegen die Unternehmen deutlich über dem, was sie ausschließlich zur Verzinsung der Altersrückstellungen bräuchten. Das liegt daran, dass die Kapitalanlagen eines Krankenversicherers aufgrund des Eigenkapitals und der Rückstellungen für Beitragsrückerstattung (RfB) größer sind als die reine Menge der Altersrückstellung.

Hinzu kommt, dass Versicherungen auf beides keinen Rechnungszins erwirtschaften müssen. Deshalb reichen ihnen deutlich niedrigere Verzinsungen von zuletzt durchschnittlich 3,1 Prozent aus, um die Deckungsrückstellung mit dem kalkulierten Zins bedienen zu können. Das wirtschaftliche Risiko trägt ohnehin der Versicherte in Form von Beitragsanpassungen. Aber natürlich wird die langfristige Finanzierbarkeit des Rechnungszinses bei den anhaltend niedrigen Zinsen auch für die PKV zunehmend zur Herausforderung.



Mit Insolvenzabsicherung

Sollte sich dennoch eine finanzielle Schieflage bei einem Privatversicherer ergeben, spränge die Auffanggesellschaft Medicator AG ein. Dieser Insolvenzsicherungsfonds wurde im Jahr 2005 nach Aufforderung des Gesetzgebers gegründet. Sämtliche PKV-Unternehmen sind dort beteiligt – entsprechend ihrem Anteil an den Privatversicherten.

Die Medicator AG kann auf ein Polster von bis zu 1 Milliarde Euro zurückgreifen. Der Fonds springt jedoch erst dann ein, wenn sich kein Wettbewerber findet, der bei einer Zahlungsunfähigkeit die Kundenbestände übernimmt. Denn es ist das Ziel, dass ein anderes Unternehmen die Verträge fortführt. Bislang war das noch nicht der Fall.

Das zukünftige Geschäftspotenzial schätzt man derzeit beim Verband Deutscher Versicherungs-Makler (VDVM) als eher moderat ein. Die regelmäßige VDVM-Mitgliederbefragung förderte zutage: 2013 hatten in der Gruppe mit mehr als zehn Mitarbeitern noch 73 Prozent mit steigenden Courtageeinnahmen gerechnet – jetzt sind es nur noch 53,5 Prozent.

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