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Pro & Contra Aktien Europa: Tanker im sicheren Hafen oder Schlauchboot auf hoher See?

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Philippe Lecoq, Manager des Edmond de Rothschild Europe Value & Yield

Das alte Europa hat es trotz mäßiger und unausgeglichener Wirtschaftsleistung geschafft, die Märkte positiv zu überraschen. Auch künftig verfügt Europa über die notwendigen Mittel, das Blatt zum Guten zu wenden. Der politische Schock nach dem Brexit-Entscheid trifft den alten Kontinent demnach in einer Phase der wirtschaftlichen Erholung.

Zahlreiche Faktoren tragen zum Wachstum bei: Zu einem stärkeren Verbrauchervertrauen, einer den Verhältnissen angeglichenen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und einer weniger strengen Haushaltsdisziplin gesellt sich die Tendenz zur niedrigeren Verschuldung. Zugleich bedient der Bankensektor wieder verstärkt die Nachfrage nach Krediten, was sich wiederum positiv auf das wirtschaftliche Wachstum auswirkt.

Die wirtschaftliche Lage Europas hat sich insgesamt verbessert und auch die Zahl der Arbeitslosen ist tendenziell zurückgegangen. Tiefgreifende Reformen in der Finanzbranche konnten erfolgreich umgesetzt werden, etwa die Übertragung der Bankenaufsicht an die EZB, die Harmonisierung von Banken- und Finanzrichtlinien oder auch das Auflegen eines europäischen Einlagensicherungsfonds.

Darüber hinaus sind die Fundamentaldaten der Unternehmen aus der Eurozone durchaus solide. Nach Abflauen der anfänglichen Schocklähmung dürften die Negativauswirkungen des Brexit nur noch eine untergeordnete Rolle spielen, sodass die wirtschaftliche Entwicklung in China und den Vereinigten Staaten in den Vordergrund rückt.

Trotz der notwendigen Wachsamkeit und der eingeschränkten Prognostizierbarkeit der kurzfristigen Entwicklung haben europäische Aktien für 2016 noch Luft nach oben. Die Entscheidung für den britischen EU-Austritt hat auf die Attraktivität einer großen Zahl europäischer Unternehmen keinerlei Auswirkung. Dennoch empfiehlt es sich, selektiver vorzugehen als bisher.

Ein gutes Beispiel ist der Telekommunikationssektor: Die Branche profitiert von einem nachlassenden Druck auf die Vernetzungstarife, einer Stabilisierung der Unternehmensgewinne und der Aussicht auf höhere Dividenden. Manche Werte werden auch von der Aussicht auf Übernahme-Transaktionen im Sektor beflügelt.

Im Versorgungssektor halten wir uns an staatlich regulierte Werte wie den italienischen Energieversorger Terna sowie SNAM, einen ebenfalls in Italien ansässigen Betreiber von Erdgasfernleitungsnetzen. Beide zeichnen sich durch eine hohe Berechenbarkeit und stabile Erträge aus. Des Weiteren gewinnt der Hotelbereich dank einer Beschleunigung der Konsolidierungsbewegung an Anziehungskraft. Schließlich bietet auch der Pharmabereich zahlreiche Investitionsmöglichkeiten, etwa in Gestalt des britischen Konzerns Astra Zeneca, der mit einer gelungenen Kombination aus Rendite und Wachstum überzeugt.

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