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Pro & Contra Europa-Aktien: Sisyphos oder Phoenix aus der Asche?

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Nadège Dufossé, Managerin des Candriam Sustainable High

Nach der Korrektur an den Aktienmärkten müssen sich Investoren nun wieder auf die Fundamentaldaten konzentrieren. Die finanzielle Unterstützung seitens der Europäischen Zentralbank und der Bank of Japan sowie die wirtschaftlichen Fundamentaldaten in der Eurozone und den USA sprechen unserer Ansicht nach weiter für Aktien, vor allem für Titel aus Europa. Insbesondere die Eurozone hat die Rezession hinter sich gelassen und befindet sich in einer zyklischen Aufschwungsphase. Die Aktienkurse der Ländergemeinschaft besitzen demnach reichlich Aufholpotential.

Die Berichte zum zweiten Quartal haben es erneut untermauert: In Europa herrscht eine verbesserte Stimmung, vor allem in Spanien und Italien sind die Aussichten wieder freundlicher. Die Gewinne von Unternehmen der Eurozone wachsen seit dem zweiten Halbjahr 2014 deutlich stärker als in anderen Regionen, etwa in den USA oder in Großbritannien. Diese Entwicklung sollte auch in der zweiten Jahreshälfte 2015 anhalten. Die regelrechten Gewinnsprünge in den ersten beiden Quartalen 2015 gegenüber den Vorjahreszeiträumen ziehen sich durch alle Branchen und sind ein Zeichen für eine Trendwende zugunsten der Eurozone.

Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Bewertungen wider: Europäische Aktien erscheinen attraktiver als ihre Pendants aus den USA. Auch nach der aktuellen Korrektur befinden sich die als Shiller-KGV bezeichneten konjunkturbereinigten Kurs-Gewinn-Verhältnisse in den Vereinigten Staaten nahe ihrem Höchststand, während das Aufholpotential der Eurozone, verglichen mit dem Level von 2007, noch groß ist. Die Gewinne hiesiger Unternehmen haben gerade erst begonnen sich zu erholen. Die Wirtschaft der Eurozone und europäische Aktien profitieren weiter von der Abwertung des Euro und dem anhaltenden Verfall des Ölpreises.

Für das Gesamtjahr 2015 prognostizieren wir in Europa ein Wirtschaftswachstum von 1,6 Prozent. Für 2016 rechnen wir mit einem Plus von 2,1 Prozent. Aktien bleiben im aktuellen und andauernden Niedrigzinsumfeld die Anlageklasse unserer Wahl. Aktuell haben wir unseren Italien-Anteil erhöht. Gerade die Risikoprämien von Aktien aus den Peripherieländern sollten profitieren, seit die unmittelbare Gefahr eines Grexit gebannt ist. Zudem haben wir in unserer gegenwärtigen Strategie europäische Small- und Mid Caps übergewichtet. Nebenwerte sollten einen noch stärkeren Vorteil vom steigenden Gewinnwachstum haben und sind deshalb gegenüber hochkapitalisierten Titeln attraktiver bewertet.

Zwar ist die Arbeitslosigkeit in Europa im globalen Vergleich unverändert hoch. Jedoch haben die meisten europäischen Länder große Anstrengungen durch die Sparmaßnahmen bereits hinter sich, und das steigende Wirtschaftswachstum bringt immer mehr Menschen in Arbeit. Kritischer ist die hohe Staatsverschuldung – sie stellt für viele Euro-Länder nach wie vor das größte Problem dar. Dennoch erwarten wir hier eine Linderung. Die geldpolitischen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank haben die finanziellen Bedingungen der Eurozone verbessert und zusätzlich eine klare Abwertung des Euro herbeigeführt. Zudem hält das niedrige Zinsniveau die Belastungen für Schuldner auch künftig gering. Deshalb sind langfristig orientierte Anleger mit europäischen Aktien trotz des aktuell sehr volatilen Umfelds gut aufgestellt.

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