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Pro & Contra Indien: Bald Asiens neue Nummer 1 oder nach hinten durchgereicht?

Jorry Rask Nøddekær, Manager des Nordea Emerging Markets Focus Equity, argumentiert gegen Gabriela Tinti, Managerin des Espa Stock Global Emerging Markets
Jorry Rask Nøddekær, Manager des Nordea Emerging Markets Focus Equity, argumentiert gegen Gabriela Tinti, Managerin des Espa Stock Global Emerging Markets
Um fast 200 Prozent hat der indische Aktienindex Sensex nach dem großen Kurssturz in der weltweiten Finanzkrise zugelegt – nennenswerte Rückschläge gab es seitdem nur in den Jahren 2010 und 2015. Damit entwickelte sich die Bombay Stock Exchange zu einem Fels in der Brandung unter den weltweiten Schwellenländer-Aktienmärkten. Denn andernorts sah es nicht so rosig aus.

Während nur der lange Atem Anleger in brasilianischen Aktien vor Verlusten bewahren konnte – nach 10 Jahren verzeichnet der Bovespa immerhin ein Plus von 20 Prozent – liegt der russische Aktienindex RTS sogar in diesem langen Zeitraum im Minus. Auch kurz- und mittelfristig verloren Anleger in diesen Märkten Geld. Und die über lange Jahre für ihre Kursfeuerwerke gefeierten chinesischen Börsen erleben seit dem vergangenen Jahr immer wieder kräftige Kurseinbrüche.

Federn lassen musste in 2015 allerdings auch der indische Sensex. Unter dem Strich belief sich der Verlust auf knapp 10 Prozent. Dieser resultiert überwiegend aus der Enttäuschung der Investoren über die bislang weitgehend ausgebliebenen Reformen in dem multi-ethischen Land. Der Mitte 2014 zum Premierminister gewählte Narendra Modi hat bei seiner Amtseinführung viel versprochen – bislang aber wenig davon umgesetzt.

Die Wachstumsraten bleiben gleichwohl vielversprechend. Einer Analyse der Weltbank zufolge soll Indien 2016 mit einer errechneten Rate von 7,5 Prozent seinen in der Kaschmir-Region angrenzenden großen Nachbarn China sogar übertrumpfen. Denn für das Reich der Mitte werden lediglich 6,3 Prozent Wachstum prognostiziert – was im Vergleich zu vielen Industrieländern natürlich immer noch exzellent ist. Im Duell der asiatischen Giganten hatte Indien bereits im dritten Quartal 2015 beim Wachstum die Nase vorn.

Auch wenn das von vielen Experten skizzierte große Potential in Indien durchaus erkennbar ist, fehlen an unzähligen Stellen die nötigen Impulse, um es zu heben. Die schwache Infrastruktur, Korruption und die Staatsbürokratie sind nur einige Hindernisse, die Investitionen in- und ausländischer Kapitalgeber erschweren und wie Blei an den Fersen des Subkontinents haften. Hierzu kommt das mangelnde Bildungswesen, das dazu beiträgt, dass nach Weltbank-Angaben insgesamt 820 Millionen Inder in Armut leben – mehr als in ganz Afrika.

Reformen erscheinen daher unausweichlich, um den Wachstumsmotor nachhaltig rund laufen zu lassen und ein ausgewogeneres Wohlstands-Niveau zu erreichen. Indien kann viel und könnte es im internationalen Kontext noch besser, wenn verkrustete Strukturen aufgebrochen und nötige Veränderungen rasch umgesetzt werden. Hiervon ist Jorry Rask Nøddekær überzeugt. Der Manager des Nordea Emerging Markets Focus Equity Fund glaubt zudem an den Erfolg der anvisierten Reformen und daran, dass Indien sogar eine Führungsrolle innerhalb der Schwellenländer übernehmen könne.

Anders sieht das Gabriela Tinti. Die Managerin des Espa Stock Global Emerging Markets ist skeptisch, dass der indische Premier seine früheren, als Ministerpräsident auf regionaler Ebene erzielten Erfolge auch für das gesamte Land umsetzen kann. Außerdem hätten Investoren der Regierung Modi zu viele Vorschusslorbeeren mit auf den Weg gegeben. Das aktuelle Kursniveau hält sie bereits für zu hoch.



Quelle: Bloomberg

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