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Pro & Contra Ölaktien: Sprudelnde Gewinne oder versiegende Renditequellen?

Christoph Bruns, Manager des Loys Global (links), argumentiert gegen Anko Beldsnijder, Manager des Fidecum Avant-Garde Stock Fund
Christoph Bruns, Manager des Loys Global (links), argumentiert gegen Anko Beldsnijder, Manager des Fidecum Avant-Garde Stock Fund
Des einen Freud, des anderen Leid, diese Gleichung gilt auch beim Öl. Denn das Schwarze Gold wird wieder teurer – seit Februar ist der Preis bereits um gut ein Drittel gestiegen. Zuvor allerdings hatte der Preis für die Nordsee-Sorte Brent seit Mitte 2014 um fast 75 Prozent nachgegeben. Selbst während der Finanzkrise 2008 war Öl nicht so billig wie Anfang 2016. Dennoch: Autofahren kostet nun wieder mehr Geld. Und auch wer nach dem Winter seinen Heizöltank auffüllt, muss derzeit tiefer in die Tasche greifen als noch vor einem Jahr.

Ein sich verteuernder Ölpreis zehrt immer an der Kaufkraft des Verbrauchers, der private Konsum verliert damit eine wichtige Stütze. Die Währungshüter der Europäischen Zentralbank indes könnte diese Entwicklung durchaus freuen. Denn der steigende Ölpreis sorgt für zumindest minimal höhere Preise in der Eurozone. Schließlich soll die Inflationsrate, die seit Jahresbeginn um den Nullpunkt dahin dümpelt, wieder in Richtung der anvisierten 2 Prozent gelenkt werden. Dies ist nach Meinung der EZB für die Konjunktur im Euroraum der ideale Wert.

Auch viele Ökonomen und Finanzmarkt-Akteure sind der Meinung, dass ein steigender Ölpreis der Wirtschaft neue Impulse geben würde. Besonders den in den vergangenen Jahren deutlich unter die Räder gekommenen Schwellenländern würde ein höherer Ölpreis guttun.

Sicher greifen steigende Notierungen insbesondere den Unternehmen der Öl exportierenden Staaten unter die Arme. So liegt der die Entwicklung der 30 größten Öl- und Gasunternehmen der Schwellenländer abbildende DJ Emerging Markets Oil & Gas Titans Index im 3-Monats-Zeitraum mit gut 7 Prozent im Plus. Der Blick auf die mittelfristige Entwicklung offenbart aber nach wie vor die Malaise des jahreslang gesunkenen Ölpreises: Im Ein- bis Fünf-Jahres-Zeitraum liegen die Ergebnisse zwischen minus 17 und minus 45 Prozent deutlich unter der Oberfläche.

Besser schneidet der international breiter aufgestellte DJ Oil & Gas Titans 30 ab, der nach 3 und 5 Jahren zumindest eine leicht positive Bilanz aufweist. Zwar haben auch die großen Ölunternehmen der Industrieländer mit dem Preisverfall zu kämpfen. Allerdings zahlt sich bei ihnen der seit einigen Jahren gefahrene harte Sparkurs positiv aus.

Neben der schwächelnden Nachfrage in den Schwellenländern sind es innerhalb der Opec vor allem die Saudis, die den Ölpreis tendenziell niedrig halten. Erst im April hat sich die Ölförder-Vereinigung dagegen ausgesprochen, die Produktion zu begrenzen. Wichtigstes Ziel im Preiskrieg ist es, die bereits angeschlagene, lästige Fracking-Konkurrenz aus den USA abzuschütteln. Bislang ist die Rechnung aufgegangen. Teilen der kostenintensiven Schieferöl-Branche ist der Hahn bereits abgedreht. Über 60 US-Öl- und Gasunternehmen haben die weggebrochenen Einnahmen schon in die Pleite geführt.

Nicht nur diese Faktoren machen nach Ansicht von Anko Beldsnjider Ölaktien zu einem überaus spekulativen Investment. Auch von der Nachfrageseite erwartet der Manager des Fidecum Avant-Garde Stock Fund keine entscheidenden Impulse für einen nachhaltig höheren Ölpreis. Für ihn begannen die Probleme der Ölbranche schon zu Zeiten, als der Ölpreis noch hoch war. Aussichten auf Besserung sieht er keine.

Ganz anders Christoph Bruns. Der Manager des Loys Global hält insbesondere die Aktien von großen Ölgesellschaften für interessant, da sie den Ölpreisverfall der vergangenen Jahre gut weggesteckt hätten. Seiner Ansicht nach sollten aber auch die Gewinne von mittelbar an der Ölförderung beteiligten Unternehmen wieder steigen.



Quelle: Bloomberg

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