LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in GarantiefondsLesedauer: 9 Minuten

Pro & Contra Ölaktien: Sprudelnde Gewinne oder versiegende Renditequellen?

Seite 2 / 3




Christoph Bruns, Manager des Loys Global


In den vergangenen Jahren wurden die Rohstoffmärkte von einer ausgeprägten Baisse erfasst. Nahezu sämtliche Rohstoffgruppen hat die Abwärtsentwicklung in Mitleidenschaft gezogen. Zu den spätzyklischen Opfern des Rohstoffzyklus zählte das Rohöl, das sich zunächst – als andere Rohstoffe längst dem Preisverfall ausgesetzt waren – einigermaßen robust zeigte. Schließlich musste sich der Ölpreis seit Juni 2014 jedoch ebenfalls einer Angebots- und Nachfragedynamik beugen, die für die meisten Rohstoffkategorien kennzeichnend war und zu einer raschen Drittelung des Preises führte.

Genau betrachtet hat sich für die zyklische Dynamik bei Rohstoffen der Ausdruck „Schweinezyklus“ als geeignet erwiesen. Dieser bezeichnet den zeitlichen Ablauf von Preissteigerungen, Produktionsausweitungen, Überproduktion, Preisverfall und Produktionskürzungen, der dann erfahrungsgemäß in einen neuen Zyklus unbestimmter Dauer mündet. Im Ölsektor ist nun ein solcher klassischer Schweinezyklus aufgetreten.

Die seit der Jahrtausendwende stark gestiegenen Ölpreise in Bereiche oberhalb von 100 Dollar pro Fass sorgten dafür, dass Ölproduzenten erhebliche Investitionen in Technik unternahmen, um neues Öl zu finden und zu fördern. Allgemein bekannt geworden ist in diesem Zusammenhang die Fracking-Methode, die es erlaubt, in Gesteinsformationen unterhalb der Erdoberfläche eingeschlossene Öl- und Erdgaslagerstätten zu erschließen.

In der Folge dieses Investitionsbooms kam es zu einem Überangebot an Öl und Erdgas, in dessen Folge sich die Preise dieser Energierohstoffe knapp zwei Jahre lang deutlich verringerten. Zugleich blieb die weltweite Nachfrage robust, sodass allein die Angebotsseite verantwortlich für den Preisverfall war. Die Preisentwicklung beim Öl führt aber nunmehr bei den privat betriebenen Förderunternehmen dazu, dass sie ihre Investitions-Budgets kürzen und geplante Förderprojekte zurückstellen.

Der Rückzug von Royal Dutch Shell aus Alaska und vom Fracking in Nordamerika ist charakteristisch für das Verhalten der gesamten Ölindustrie. Viel weniger elastisch reagierten übrigens die staatlich gelenkten Ölländer auf die Preismisere. Obwohl die hohe Ölförderung in Saudi-Arabien, Venezuela und Russland ökonomisch einer enormen Vergeudung von Volksvermögen gleichkommt, drosselten diese Anbieter ihre Förderung nicht.

Der Anpassungsprozess, der Angebot und Nachfrage ins Gleichgewicht bringen kann, muss also von den ökonomisch ausgerichteten Anbietern getragen werden. Es sei denn, die großen Ölförderländer gelangen zu der Einsicht, dass ihr bisheriges Förderverhalten unklug ist. Wie sehr das schmerzt, ließ sich an der Kursentwicklung vieler Unternehmen aus dem Energiesektor nachvollziehen. Besonders reine Explorations-Gesellschaften wie Noble Energy, Occidental und Conoco litten erheblich unter der Baisse.

Auch Ölservice-Gesellschaften, darunter Fugro oder Schlumberger, wurden beträchtlich in Mitleidenschaft gezogen. Deutlich besser erging es den großen integrierten Ölgesellschaften, wie Exxon, Statoil oder OMV. Bei diesen Unternehmen glichen die Vorteile aus dem Raffinerie- und Chemiegeschäft die Nachteile des Rohstoffverfalls zum Teil aus.

Nachdem nun aber die Ölpreise gedreht haben, hellt sich das Bild deutlich auf. Gewinnrevisionen nach oben werden immer wahrscheinlicher. Konservative Investoren werden sich eher bei den integrierten Gesellschaften engagieren, während spekulativere Anleger wohl auf reinrassige Ölförderer und Servicegesellschaften setzen.

Tipps der Redaktion