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Pro & Contra Versorgeraktien: Vorweggehen oder hinterher hinken?

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Oliver Brandt, Manager des Inprimo Aktien Spezial AMI

Mehr noch als von fundamentalen Daten einzelner Unternehmen oder den Aussichten einer Branche wird die Börse von den Erwartungen und der Psychologie der Anleger bestimmt. Bei den Aktien der beiden Versorger Eon und RWE kommt alles zusammen: schlechte Nachrichten und noch niedrigere Erwartungen. Viele Anleger halten weitere Belastungen aus den derzeit diskutierten Atom-Rückstellungen und eine zusätzliche Inanspruchnahme durch gesetzliche Vorgaben für möglich.

Wir hingegen sehen, dass viel Negatives in den Aktienkursen bereits enthalten ist. Mit den jüngsten Kursverlusten sollten die Probleme weitgehend abgearbeitet sein. Nun ist es an der Zeit, den Blick nach vorne zu richten. Die Renovierung des Geschäftsmodells der Versorger schreitet voran – weg von der Atomkraft und der Braunkohle und perspektivisch auch von der Steinkohle, hin zu Erneuerbaren Energien und Dienstleistungen rund um die Energieversorgung der Zukunft.

Zwar konnte Eon trotz der jahrelangen Arbeit an dieser herausfordernden Mammut-Aufgabe bislang nur wenige kleine Erfolge melden. Doch ist es normal, dass große Konzerne einfach etwas länger brauchen, um die Früchte neuer Strategien zu ernten. Dafür fällt die Ernte umso reicher aus, wenn die großen Tanker erst einmal in Fahrt gekommen sind. Hauptsache, die Richtung stimmt. Der Weg in Richtung Erneuerbare Energien wird kraftvoll und mit Überzeugung eingeschlagen. Und die Praxis zeigt immer deutlicher, dass große und komplexe Projekte am Energiemarkt nur von potenten Unternehmen geschultert werden können, die über ein entsprechendes Know-how und Investitions-Budget verfügen.

Wir gehen klar davon aus, dass die großen Energieversorger mittelfristig auch bei Erneuerbaren Energien die Marktführerschaft übernehmen werden. Entsprechend lautet die Frage nicht ob, sondern wann sich ihre Aktienkurse erholen werden. Dann wird es auf einmal sehr schnell nach oben gehen – und das Kurspotential ist gigantisch. Eon zum Beispiel steht noch am Anfang einer solchen Entwicklung und ist – wie im Bereich von Private Equity üblich – noch in der J-Curve gefangen.

Mit Eon kaufen wir jetzt ein Unternehmen, das eben nicht auf dem Höhepunkt des Produktionszyklus steht, sondern erst am Anfang. Bei dieser Aktie müssen wir uns nicht fragen, was eigentlich noch besser werden muss, damit der Kurs noch weiter steigen kann. Hier ist es genau umgekehrt: Alles Negative ist schon im Kurs enthalten, es kann eigentlich nur besser werden. Wie sagte schon Börsen-Altmeister André Kostolany: „Kaufen, wenn die Kanonen donnern.“ Oder auf Versorgeraktien bezogen: „Kaufen, wenn die Bauchschmerzen am größten sind.“

Da insbesondere viele größere Investoren gar nicht oder heillos unterinvestiert sind, gibt es genug Potential für neue Käufe und damit für steigende Kurse. Haben erst alle Analysten für die betreffende Aktie ein positives Votum und höhere Kursziele ausgelobt, sind schon alle investiert. Wer soll dann noch kaufen und für steigende Kurse sorgen?

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