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Prognosefreie Investmentansätze

Oliver N. Hagedorn
Oliver N. Hagedorn
Prognosen sind notwendige Perspektiven für menschliches Handeln. Sie werden, insbesondere um den Jahreswechsel, von vielen Menschen nachgefragt, die damit die Zukunft sichern wollen. Es ist leicht nachvollziehbar, dass Menschen bei ihren Entscheidungen danach schauen, wie andere Menschen sich entscheiden, weil sie an die kollektive Intelligenz glauben. Einzelne versuchen ihre Prognose aus dem Gegenteil abzuleiten und entscheiden sich entgegen der Masse (antizyklisch).

Ebenfalls ist verständlich, dass sich Menschen darauf verlassen, was „Anlagegurus“ prognostizieren; wiederum andere glauben, Muster zu erkennen und betreiben Chart-Analysen. Alle genannten Verhaltensweisen verbindet im Kern die Annahme, dass es nur eine Zukunft gibt. Das unterstellt die Hellseherei auch, was uns nachdenklich machen sollte.

Klare und messbare Ziele formulieren

Intelligenter erscheint der Ansatz, die Zukunft zu gestalten. Das setzt voraus, dass klare Ziele formuliert werden, die zu einem definierten Zeitpunkt zu realisieren sind. Ziele sind stets messbar und zeitlich festgelegt, wie etwa der Wertzuwachs des Vermögens innerhalb eines Anlagehorizonts.

Sind Ziele festgelegt, ist die Frage zu beantworten, was heute entschieden werden muss, um diese Ziele zu erreichen. Dadurch distanziert sich der Entscheider sowohl von eigenen als auch von fremden Prognosen und entwickelt seine Strategie aus dem Blickwinkel und vom Zeitpunkt der Zielsetzung her.

Statt nach immer neuen Prognosen zu suchen, sollten Anleger den Jahreswechsel deshalb besser nutzen, um sich klar zu werden, was mit ihrem Vermögen erreicht werden sollte. Sie müssen lernen, ihre Hoffnungen und Befürchtungen sowie ihre Erwartungen an die Rendite und die Vermögensverfügbarkeit zu artikulieren.

Mit Stringenz und Disziplin zum Anlageerfolg

Die daraus entwickelte Anlagestrategie darf keinen Einschränkungen bei der Auswahl von Anlageklassen, wie etwa Aktien, Anleihen oder Beteiligungen, unterliegen. Vielmehr steht die Minimierung des Risikos im Fokus, um die gesetzten Ziele möglichst gefahrlos zu erreichen. Die Voraussetzungen dafür sind fundierte Methodenkenntnisse (zum Beispiel Portfolio-Theorie), uneingeschränkter Zugang zu allen Anlageklassen und die Kompetenz der systematischen Auswahl der besten Manager, die innerhalb der jeweiligen Anlageklasse Anlageentscheidungen treffen.

Aus Erfahrung sind professionelle Vermögensverwalter – in der Regel im Gegensatz zu Privatanlegern – in der Lage, die einmal festgelegte Anlagestrategie stringent und mit Disziplin umzusetzen, was einen Teil des Erfolges ausmacht.

Statt also einem Bottom Up zu folgen, bei dem aus der Vergangenheit (meist umstandslos) auf die Zukunft geschlossen wird, empfiehlt sich ein Top-Down-Vorgehen, bei dem das Portfolio unter Nutzung von traditionellen Anlagen (Aktien, Anleihen, Geldmarkt) und alternativen Anlagen (zum Beispiel Unternehmensbeteiligungen, Immobilien, Rohstoffe) optimiert wird.

Das Top-Down-Verhalten schließt die Prognose-Unabhängigkeit ein. In Verbindung mit der Multi-Anlageklassenstrategie (MAC), die die traditionellen Anlageklassen um alternative Anlageklassen ergänzt, ist dieses Verhalten nicht nur unsystematisch zusammengesetzten Portfolien, sondern auch den ausschließlich mit traditionellen Anlageklassen optimierten Portfolien überlegen.

Zum Autor: Oliver N. Hagedorn ist Vorstand der Avesco Financial Services AG mit Sitz in Berlin.  Als unabhängiger Vermögensmanager wurde das Unternehmen mehrfach von der Private Banking Prüfinstanz - zuletzt wieder als „Bester unabhängiger Vermögensverwalter“ - ausgezeichnet. In der ewigen Bestenliste nimmt avesco hinter der Credit Suisse und vor allen großen deutschen Banken den zweiten Platz ein.

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