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Aktualisiert am 16.05.2018 - 17:00 UhrLesedauer: 4 Minuten
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Quantitative Lockerung dürfte weitergehen Euro-Stärke läuft der EZB-Politik zuwider

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Anleihemärkte schenken der EZB Glauben

Für uns klingen diese Worte wie ein Warnsignal an den Anleihemarkt. Wir sind überzeugt, dass die EZB es nicht zulassen will, dass der Markt vorschnell reagiert, und womöglich die Inflation noch mehr drückt, indem die Finanzierungskosten in die Höhe getrieben werden. Wie schon in der Vergangenheit ist die EZB folglich bereit, gegebenenfalls einzugreifen.

Die Anleihemärkte scheinen den EZB-Präsidenten beim Wort genommen zu haben –  ihre Renditen fielen direkt nach der Pressekonferenz zum Zinsentscheid Ende Juli. Die Devisenmärkte haben die Äußerungen jedoch offensichtlich anders interpretiert, und der Euro ist gestiegen. Nach Ansicht vieler Beobachter hat die EZB die Chance verpasst, den Euro klein zu reden. Der bloße Hinweis „Vorsicht und Geduld“ bei den geldpolitischen Maßnahmen walten zu lassen, hat offensichtlich nicht ausgereicht, um die Aufwertung der Einheitswährung aufzuhalten.

Gleichwohl können die Rhetorik der Währungshüter sowie die Zins- und die Geldpolitik allein den Wechselkurs nicht maßgeblich bestimmen. Treiber für den starken Euro ist unseres Erachtens daher wohl die US-Dollarseite der Gleichung. Seit März sind die Zahlen aus den USA enttäuschend, während die Daten aus der Eurozone für positive Überraschungen gesorgt haben.

Schwäche der US-Konjunktur treibt den Euro

Die Kluft zwischen den überraschend erfreulichen Daten aus der Eurozone und den mageren Zahlen aus den USA hat wesentlich zum jüngsten Anstieg des Euro gegenüber dem US-Dollar beigetragen. Einerseits waren die Fortschritte zum Erreichen der hohen Erwartungen an die Haushaltspolitik und das Gesetzgebungsverfahren in den USA enttäuschend. Andererseits hat die Flut von freundlicheren Zahlen die durch die Schuldenkrise in der Eurozone 2012 geschürten pessimistischen Erwartungen weggespült.

In diesem Szenario dürfte der Euro seinen Anstieg gegenüber dem US-Dollar fortsetzen. Die EZB würde gern eine starke Aufwertung des Euro verhindern, da sie die Finanzbedingungen ohnehin bereits strafft. Wir finden es bezeichnend, dass Draghi ausdrücklich eingeräumt hat, dass eine Verschärfung der Finanzbedingungen „das Letzte ist, was der Gouverneursrat erreichen will“.

Ganz anders die Haltung der US-Notenbank (Fed), die sich um eine Verschärfung der Finanzbedingungen bemüht, indem sie die Zinsen erhöht und ihre Bilanz verkleinert. Die EZB könnte zwar ihre Anleihekäufe bereits ab Herbst weiter verringern, das würde jedoch nicht den endgültigen Ausstieg aus der quantitativen Lockerung bedeuten. Darüber hinaus liegen nachhaltige Zinserhöhungen unseres Erachtens nach wie vor in weiter Ferne.

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