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Quartalsausblick Rentenmärkte Robeco: „Wir setzen auf Nachranganleihen aus dem Finanzsektor, die zurzeit attraktiv bewertet sind“

Kommer van Trigt, Leiter des Global Fixed Income Macro Teams bei Robeco
Kommer van Trigt, Leiter des Global Fixed Income Macro Teams bei Robeco

Die durch geringes Wachstum und niedrige Inflation geprägte Weltwirtschaft bietet günstige makroökonomische Voraussetzungen für Investments in Zinspapiere. In diesem Umfeld ist eine rasche Normalisierung der Leitzinsen durch die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) nicht wahrscheinlich. Die japanische Notenbank überrascht unterdessen mit ihrem neuesten geldpolitischen Experiment: der Steuerung der Zinsstrukturkurve*.

Im Rahmen ihres neuen Konzepts wird die BoJ nicht nur die Geldmarktzinsen, sondern auch die Renditen 10-jähriger Anleihen ins Visier nehmen. So kann sie eine steilere Zinsstrukturkurve herbeiführen, was gut für den Bankensektor ist. Das Vorgehen der BoJ kann auch als Aufforderung an die Regierung Abe verstanden werden, die Staatsausgaben zu erhöhen. Wenn durch Emission weiterer Staatsanleihen die Renditen in die Höhe getrieben werden sollten, besitzt die Notenbank jetzt die Flexibilität, am Markt zu intervenieren.

Renditen japanischer Anleihen könnten weiter fallen

Wird damit der Weg für die Verteilung von „Helikoptergeld” geebnet? Sofern es nicht zu einer bedeutenden Finanzmarkt- oder Wirtschaftskrise kommt, sehen wir das nicht so. Das neue Rahmenkonzept verleiht der BoJ jedoch sehr viel Spielraum in puncto Flexibilität, Nachhaltigkeit und irgendwann vielleicht auch in Bezug auf die Glaubwürdigkeit ihrer Politik. Wir halten weitere Zinssenkungen durch Japans Währungshüter für möglich, da sie jetzt über ein Instrument zur Stabilisierung der Zinsstrukturkurve verfügen. Es ist sogar denkbar, dass die Renditen japanischer Anleihen den Tiefpunkt noch nicht erreicht haben.

Man kann Japan als Labor der Welt für eine unkonventionelle Geldpolitik ansehen. Schon deshalb ist es wichtig, die Entwicklung sorgfältig zu beobachten. Fast alle Industrieländer stehen vor denselben wirtschaftlichen Herausforderungen wie Japan. Dazu gehören eine geringe Produktivitätssteigerung, eine rasche Alterung der Bevölkerung und eine hohe Staatsverschuldung. Im Falle Japans scheint es nur dringlicher zu sein, diese Herausforderungen zu bewältigen. Eine Richtungsänderung in der globalen Geldpolitik weg von der Geldmengenexpansion und ein Comeback expansiver Finanzpolitik könnten durchaus von Japan ausgehen.

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Festhalten am Basisszenario: Geringes Wachstum und niedrige Inflation

Derzeit sieht der Robeco-Experte keinen Grund, vom Basisszenario – im Zentrum stehen geringes Wachstum und niedrige Inflation – für die Weltwirtschaft abzurücken. Die politischen Risiken in den Industrieländern nehmen zu. Die Unsicherheit wird mit den US-Präsidentschaftswahlen am 8. November und dem Verfassungsreferendum in Italien im Dezember größer. Zu noch mehr Unsicherheit könnten unter anderem aber die Verhandlungen über die Umsetzung des Brexit führen, die Anfang 2017 offiziell aufgenommen werden.

Und was dürfen Investoren von den Emerging Markets erwarten? Die Erholung der Rohstoffmärkte ist gut für die Schwellenländer, und in vielen dieser Staaten können die Notenbanken dank rückläufiger Inflation die geldpolitischen Zügel lockern. Auch die unmittelbare Sorge über die Konjunkturaussichten für China hat nachgelassen, wenngleich langfristige Herausforderungen und Risiken bestehen bleiben.

* Einen ähnlichen Ansatz wie die BoJ hatte die Fed nach dem Zweiten Weltkrieg verfolgt. Die US-Regierung und die Fed wollten eine weitere Depression verhindern und die Schaffung von Arbeitsplätzen fördern (US-Arbeitsgesetz von 1946). Die Leitzinsen wurden nahe null gehalten. Die Fed kaufte, wie schon während des Krieges, US-Staatsanleihen an und sorgte so dafür, dass die Kapitalmarktzinsen unter 2,5 Prozent blieben. Zwischen 1953 und 1960 beendete sie wegen der zunehmenden Inflation allmählich ihre Interventionen, um die Kurse längerfristiger US-Staatsanleihen zu beeinflussen.

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