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Randeep Somel zur Übernahme des M&G Global Basics „Ich bin kein zweiter French“

Randeep Somel, Manager des Milliardenfonds M&G Global Basics (Foto: Johannes Arlt)
Randeep Somel, Manager des Milliardenfonds M&G Global Basics (Foto: Johannes Arlt)
DAS INVESTMENT.com: Welche charakterlichen Unterschiede gibt es zwischen Ihnen und Graham French?

Randeep Somel:
Ich bin nicht unbedingt derselbe Typ. Ich versuche deshalb auch gar nicht, ein zweiter Graham French zu sein. Aber ich arbeite seit achteinhalb Jahren mit ihm zusammen. Ich lebe und atme den Fonds. Ich habe jedes Management und jedes Unternehmen persönlich getroffen. Und glauben Sie mir, die Philosophie des Fonds wird sich nicht verändern.

DAS INVESTMENT.com:
Würde Graham auch Microsoft kaufen?

Somel:
Nein, ich aber. Und ich habe es schon getan. Das geschah noch unter Grahams Regie. Ich musste ihn überzeugen, dass es das Richtige sei.

DAS INVESTMENT.com: War es schwierig?

Somel:
Nicht allzu sehr. Es gab zwei Schlüsselfakten, die den Kaufzeitpunkt anzeigten. Zum einen kann Microsoft endlich seine starke Stellung in Schwellenländern in Geld ummünzen. Vormals illegale Anwender müssen jetzt für Software zahlen. Das heißt, Microsoft braucht gar keine neue Kunden zu finden, um seinen Umsatz auszuweiten. Und das passiert gerade. In China gibt es genauso viele Anwender wie in den USA. Der Umsatz beträgt aber gerade mal 5 Prozent. Der zweite Punkt ist, dass Steve Ballmer endlich das Unternehmen verlässt.

DAS INVESTMENT.com:
Sie mögen ihn nicht?

Somel:
Nein. Er hat Unmengen an Geld verschwendet, indem er versucht hat, Apple zu kopieren.

DAS INVESTMENT.com:
Graham French hat vor Jahren für den Fonds eine Art Entwicklungskurve für Schwellenländer entworfen, an der sich der Fonds orientiert.

Somel:
Im Jahr 2000 stellte sich die Frage, wie sich die stark wachsenden Schwellenländer weiterentwickeln werden. Die Kurve zeigt die verschiedenen Stadien der Entwicklung und welche Produkte die Menschen in diesen Stadien verlangen. Das beginnt bei den Grundbedürfnissen wie Rohstoffen, Essen und Infrastruktur und endet nach vielen Jahren bei Luxusgütern. Es ist nicht statisch, es ist eine Reise.

DAS INVESTMENT.com:
Wann ist die zu Ende?

Somel:
Noch lange nicht. Zwar sind Indien, Brasilien und China heute in einem Zustand, den wir zu Beginn so schnell nie erwartet hätten. Nehmen wir aber Nigeria. Dort leben 150 Millionen Menschen. Die Zahl könnte sich in den kommenden 25 Jahren verdoppeln. Das wäre dann dieselbe Größe wie die USA heute. Auch Länder wie Vietnam und Sri Lanka stehen vor solchen Wachstumschancen.

DAS INVESTMENT.com:
Es gibt genug Nachschub für Ihre Reise?

Somel:
Ohne Frage. Das Prinzip ist aktueller denn je. Die Wachstumsunterschiede zwischen Industrie- und Schwellenländern waren nie so hoch wie jetzt.

DAS INVESTMENT.com:
Das ändert nichts daran, dass die Wertentwicklung des Fonds eher schwach ist.

Somel:
Wo es uns gewaltig erwischt hat, ist Bergbau. Dabei ist der Rohstoffverbrauch kaum gesunken. Nur die Unternehmen notieren auf einem Kurs-Buchwert-Verhältnis unter 1. Das ist so tief wie Ende 2008. Das größte Problem waren die Unternehmen selbst. Sie hatten in den vergangenen drei Jahren die höchste Fusions- und Übernahmequote von allen.

Den Aktionären machte das Angst. Sie zahlten Höchstpreise für Wachstum, bekamen aber kaum noch was heraus. Auch wir hatten unsere Positionen zurückgefahren. Aber es passiert etwas. In den vergangenen 18 Monaten haben drei Viertel aller Firmenchefs ihre Jobs verloren. Darunter die der fünf größten Bergbauunternehmen der Welt.

DAS INVESTMENT.com:
Gute Idee?

Somel:
Absolut. Sie haben für Wachstum viel zu viel Geld verschwendet.

DAS INVESTMENT.com:
In einem Interview mit der „FAZ“ räumte Graham French ein, dass die Performance schwach war, weil keine Hightech-Unternehmen im Portfolio steckten. Beginnt nun mit Ihnen eine neue Ära?

Somel:
Ich glaube, wir können das Spektrum des Fonds tatsächlich in diese Richtung etwas erweitern. Auf Firmen, die in die Philosophie passen, deren Produkte schwer zu kopieren sind und über zehn Jahre einen nachhaltigen Gewinn bringen können. Und die natürlich in den Schwellenländern nachgefragt werden.

DAS INVESTMENT.com: Das dürfte fast alles sein.

Somel:
Nicht alles. Wir haben keine Telekom-Unternehmen. Zwar hat jeder ein Mobiltelefon, aber die Anbieter verdienen kein Geld damit. Ebenso braucht jeder Energie und Wasser, aber die Märkte sind hoch reguliert und bringen kaum was ein.

DAS INVESTMENT.com:
Gibt es weitere neue Branchen in Ihrem Fonds, die Graham nie angefasst hätte?

Somel: Nein. Wir kaufen zum Beispiel noch immer keine großen Pharma-Unternehmen. Aber wir gehen ein paar Schritte in die Richtung. Seit 2002 haben wir eine große Position in der Firma Ansell, dem weltweit zweitgrößten Hersteller von Kondomen. Die Aktie läuft bislang sehr gut.

Ebenso GI Dynamics, das gegen die Zivilisationskrankheiten Diabetes 2 und Übergewicht das sogenannte Endobarrier entwickelt hat. Das ist ein langer Plastikschlauch, der am Magen beginnt und sich in den Darm legt. Man kann ihn ohne Operation einführen, und nach einiger Zeit sind die Blutzuckerwerte deutlich besser, und man hat Gewicht verloren. Ich habe mal einen dabei (holt einen durchsichtigen Schlauch hervor).
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