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Reaktionen auf US-Handelspolitik „Die Börsen haben das richtige Gespür“

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Langfristige Wirkung

Drittens wird das Wirtschaftswachstum durch die Erhebung der Zölle nicht größer, sondern kleiner. Denn wenn sich das Leistungsbilanzdefizit erhöht, dann gibt es mehr Importe und/oder weniger Exporte. Beides sind Abzugsposten vom Sozialprodukt. Da die Beschäftigung zunimmt, wird die Produktivität der US-Industrie abnehmen oder sich nicht mehr so stark erhöhen.

Viertens: Noch schlechter sieht es für die USA aus, wenn man die Gegenmaßnahmen der von einer Zollerhöhung betroffenen Staaten berücksichtigt. Wenn sie die Zölle erhöhen, dann gehen dadurch die US-Exporte zurück. Arbeitsplätze fallen weg. Die Leistungsbilanz verschlechtert sich noch mehr.

Fünftens muss man natürlich auch die längerfristigen Wirkungen berücksichtigen. Aus Erfahrung wissen wir, dass Branchen, die durch Zölle geschützt werden, in ihren Anstrengungen zur Produktivitätssteigerung nachlassen. Sie werden träge. Das mindert das Wachstum und auf Dauer auch die Beschäftigung. Umgekehrt bemühen sich im Ausland Unternehmen, die durch Zölle belastet werden, in besonderer Weise, um die Nachteile zu kompensieren.

Treiber für Wandel

Ich wäre daher nicht überrascht, wenn China seinen Strukturwandel zugunsten der Hochtechnologie noch schneller vorantreibt. Es könnte sein, dass es am Ende in puncto Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit besser dasteht als ohne Trumps Zölle. Darauf deutet hin, dass sich das Land von dem Handelsstreit relativ unbeeindruckt zeigt.

Es hat zwar auch Zölle angekündigt. Der chinesische Präsident Xi hat aber Anfang der Woche selbstbewusst eine weitere Öffnung der Märkte seines Landes angekündigt und einen stärkeren Schutz des geistigen Eigentums. Das würde die amerikanischen Zölle ins Leere laufen lassen. Trump könnte es allerdings als einen Erfolg seiner Maßnahmen verkaufen.

Unabhängig von allen theoretischen Überlegungen nimmt der Widerstand der amerikanischen Wirtschaft gegen die handelspolitischen Maßnahmen zu. Zudem haben die US-Börsen negativ reagiert. Seit Anfang März hat sich der S&P 500 deutlich schlechter entwickelt als der Euro Stoxx 50. Das hat es in diesem Ausmaß schon lange nicht mehr gegeben.

Für den Anleger

Natürlich stellt die Gefahr eines Handelskrieges zwischen Amerika und dem Rest der Welt eine Belastung der Börsen dar. Sie nimmt zu, je länger sich der Streit hinzieht. Aber sie ist nicht so groß wie vielfach befürchtet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Trump mit seiner Zollpolitik eine stärkere Konjunkturabschwächung oder gar einen Aktien-Crash riskiert, schon gar nicht in einem Wahljahr. Positiv für die Europäer ist, dass die Amerikaner wieder EU-Aktien kaufen.

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