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Reform der gesetzlichen Pflegeversicherung „Die Ausweitung des Leistungsspektrums macht Pflegeversicherungen teurer“

Stefan M. Knoll ist Vorstandsvorsitzender der Deutschen Familienversicherung. Foto: DFV
Stefan M. Knoll ist Vorstandsvorsitzender der Deutschen Familienversicherung. Foto: DFV
DAS INVESTMENT.com: Im kommenden Jahr ändert sich durch das zweite Pflegestärkungsgesetz, kurz PSG II,  so ziemlich alles in der Pflegeversicherung. Können sich die Bundesbürger nun ausruhen, weil der Staat es im Pflegefall schon richten wird?

Stefan M. Knoll:
Machen wir es kurz – wer denkt, dass das PSG II als Sicherung der Bundesbürger im Alter ausreicht, sitzt einem mehr als fatalen Irrglauben auf. Die staatliche Pflegeversicherung ist bestenfalls als Teilkasko-Versicherung anzusehen. Ohne zusätzliche private Vorsorge ist der durchschnittliche deutsche Rentner auch durch das PSG II nicht ausreichend abgesichert. Die Politik ist jedoch nicht fähig oder traut es sich nicht auszusprechen, was de facto schon Realität ist. Und was ist die Realität?

Durchschnittlich wird jede zweite Frau und jeder dritte Mann im Laufe des Lebens zum Pflegefall. Die klassischen Familienmodelle gehören der Vergangenheit an, früher war es Usus, dass die Kinder und Enkelkinder ihre Eltern und Großeltern zu Hause gepflegt haben. Das ist jedoch aufgrund der gesellschaftlichen Veränderungen nicht mehr möglich. Doch einer muss die Leute ja auch pflegen. Wir haben die Situation, dass die jungen Menschen heute schon und in der Zukunft noch mehr typischerweise nicht dort leben, wo die Eltern leben. Und es gibt von den jungen Menschen eben statistisch nur einen pro Familie. Und mit der Abschaffung der Wehrpflicht haben wir auch keine Zivildienstleistenden mehr.

Dies zieht teure Pflegeheimplätze und Pflegedienste nach sich, die sich der deutsche Durchschnittsrentner nicht leisten kann. Das schlimme ist jedoch, dass die Politik diese Realität nicht ausspricht und den Anschein erweckt, dass das PSG II vor Altersarmut und finanzieller Überbelastung schützt. Das tut es jedoch nicht.

Was halten Sie von den jüngsten Pflege-Reformen?

Die Reformen sind nicht ausreichend, können und sollen es aber auch gar nicht sein. Denn der Staat ist im Grundsatz nicht für die individuelle Daseinsvorsorge da. Wir müssen schon selbst vorsorgen. Wir haben uns irgendwann mal entschieden, dass der Staat nur eingreifen soll, um eine Grundsicherung zu ermöglich. Das ist auch in Ordnung, weil wir ein Sozialstaat sind und den Menschen einen bestimmten Sockel an Absicherung gewähren müssen. Aber es ist nicht Aufgabe des Staates, die vollständige Absicherung seiner Bürger zu übernehmen. Deswegen ist eine Pflegezusatzversicherung eigentlich eine Pflichtversicherung.