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Regierungschaos in Italien Fünf Sterne verrückt

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Daraufhin sanken die Renditen italienischer Anleihen kurzzeitig leicht. Allerdings nur, um danach noch stärker zuzulegen als zuvor. Zweijährige Staatsanleihen mussten bereits 2,8 Prozent Zinsen bieten, zehnjährige Titel knapp 3,2 Prozent. Damit steht das Euro-Land schlechter da als Marokko. Zum europäischen Vergleich: Spaniens zweijährige Schuldtitel rentieren mit 0,08 Prozent, die zehnjährigen trotz eines kräftigen Anstiegs in den zurücklegenden Tagen mit 1,6 Prozent, also nur halb so hoch wie Italiens Staatsanleihen. 

Schuld ist die unklare Lage: Eine von Staatspräsident Mattarella gewünschte Übergangsregierung aus Fachleuten um den ehemaligen IWF-Chef Carlo Cottarelli bekam im Parlament Gegenwind. Jüngst unternahmen dann Fünf-Sterne-Bewegung und Lega Nord einen erneuten Anlauf zur Regierungsbildung, indem sie eine neue Ministerriege vorstellten.

Die anderenfalls wohl im Herbst anstehenden Neuwahlen dämpfen die Nervosität auch nicht. Im Gegenteil: Die radikalen Parteien könnten Wahlforschern zufolge ihren Stimmanteil noch einmal ausbauen. Einem rechten Bündnis trauen die Experten eine klare Mehrheit zu. Sollte sich auch noch die Fünf-Sterne-Bewegung anschließen, könnten sie bis zu 70 Prozent der Wählerstimmen erhalten.

Zumindest eine angenehme Nachricht kam noch aus Rom: Italien muss zwar mehr dafür bezahlen, grundsätzlich gelingt es dem Land aber noch, sich auf dem Kapitalmarkt zu refinanzieren. Italien begab kurz nach der gescheiterten Regierungsbildung von Lega Nord und der Fünf-Sterne-Bewegung Anleihen verschiedener Laufzeiten für insgesamt 5,6 Milliarden Euro.

Nach Angaben des Finanzministeriums waren die Titel im Schnitt sogar anderthalbfach überzeichnet. Und das, obwohl die Notenbanken wegen des Verbots der Staatsfinanzierung nicht an Auktionen von Staatsbonds teilnehmen, sondern die Papiere später im Handel erwerben.

Italien musste den Anlegern allerdings bis zu vier Mal höhere Renditen bieten als bei einer Auktion im April. Denn Ruhe ist keineswegs eingekehrt: „Das Risiko einer weiteren Eskalation bis hin zu der Existenzfrage des Euros war nie so groß wie heute“, warnt Martin Lück, leitender Kapitalmarktstratege beim Fondsanbieter Blackrock.

Bis zu den Renditen auf dem Höhepunkt der Euro-Krise ist trotz aller Hysterie nach wie vor noch Luft nach oben. Im Jahr 2011 verlangten Anleger für italienische Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zwei Jahren mehr als 7 Prozent Zinsen.

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