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Aktualisiert am 03.11.2010 - 13:08 Uhrin RentenfondsLesedauer: 5 Minuten

Rekordhoch bei Bundesanleihen - wie geht es weiter?

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Ein letzter Grund für die niedrigen Renditen in den G7-Bondmärkten verbirgt sich hinter der steilen Zinskurve. Banken und Hedgefonds dürften die niedrigen kurzfristigen Zinsen für die Finanzierung von Carry Trades im Zinsgeschäft nutzen. Die Konjunkturabkühlung verringert das Zinsrisiko noch einmal und erlaubt derzeit eine relativ risikofreie kurzfristige Finanzierung langfristiger Bondinvestitionen.

Leitzinsen bleiben tief – bis weit in 2011

In den USA kamen infolge der erfreulichen Wirtschaftsentwicklung zu Beginn des Jahres bereits erste Zinsanhebungsphantasien auf. In den vergangenen Wochen ließen jedoch eher enttäuschende Wirtschaftsdaten Zweifel über den amerikanischen Aufschwung aufkommen. Folgerichtig weicht die Fed derzeit von ihrer Exitstrategie ab. Daher bleibt der Leitzins nun erst recht bis in den Sommer 2011 unverändert.

Innerhalb Europas entwickeln sich die Volkswirtschaften derzeit sehr unterschiedlich. Die Kernländer, allen voran Deutschland, wachsen wesentlich schneller als die Peripheriestaaten. Für Zinsschritte seitens der Notenbanken ist es derzeit aber noch deutlich zu früh. Die Erholung ist schwach, und der Arbeitsmarkt hat den Wendepunkt eben erst erreicht. Zu frühe Zinsanhebungen würden die wirtschaftliche Erholung gefährden.

Selbst in Deutschland, wo der Aufschwung noch dynamisch verläuft, wären erste Zinsschritte zu früh. Länder der Peripherie werden ohnehin noch länger eine lockere Geldpolitik benötigen. Die Schweizer Wirtschaft entwickelt sich weiter positiv. Die Erholung präsentiert sich solide. Ein Anziehen der geldpolitischen Zügel würde eine unnötige Gefahr für den Aufschwung bedeuten. Allerdings könnte sich die Schweizerische Nationalbank (SNB) angesichts der expansiven Entwicklung am Immobilienmarkt allenfalls zu einem früheren Zinsschritt entscheiden als die Fed oder die EZB. Während wir in den USA und der Eurozone erste Zinsschritte frühestens ab Mitte 2011 erwarten, könnte die SNB bereits in der ersten Jahreshälfte eine Zinserhöhung beschließen.

Was bedeutet das für Hypothekennehmer?

Das aktuell sehr tiefe Zinsniveau bietet attraktive Konditionen für den Abschluss einer Hypothek. Die Entscheidung über die Laufzeit ist schwieriger. Die persönliche Risikofähigkeit und Risikobereitschaft ist ausschlaggebend beim Entscheid zwischen einer Festsatzhypothek, einer Geldmarkthypothek und einer Hypothek mit variablem Zins. Setzt sich an den Bondmärkten die Ansicht durch, dass der Aufschwung anhält, dürften steigende Renditen auch die Sätze von Festsatzhypotheken wieder ansteigen lassen. Libor-basierte Finanzierungen dagegen orientieren sich eher an den Leitsätzen der Notenbank. Wir empfehlen daher vor allem privaten Kreditnehmern, die nicht regelmäßig die Zinsmärkte beobachten, eine Überprüfung ihrer Finanzierungsstrategie gemeinsam mit ihren Beratern hin zu längeren Laufzeiten.

Fazit

Die Leitzinsen bleiben bis weit ins nächste Jahr auf den aktuell niedrigen Niveaus. Lediglich die SNB könnte bereits in der ersten Jahreshälfte eine Zinserhöhung beschließen. Angesichts der Vielzahl von Kursrisiken im Markt für Staatsanleihen empfehlen wir Investoren eher kurze Laufzeiten. In der Vermögensverwaltung halten wir dies umgesetzt. Wir halten in den Mandaten auch weniger Staatsanleihen als in der Strategie vorgesehen.

Die tiefen Zinsen bieten interessante Kreditkonditionen. Die richtige Wahl der Hypothek hängt vor allem von der Risikofähigkeit der Kreditnehmer ab. Wir empfehlen derzeit Festsatzhypotheken mit verschiedenen Laufzeiten, um einerseits vom aktuell tiefen Zinsniveau profitieren zu können und andererseits das Rollrisiko zu verringern. Libor-Hypotheken sind sehr günstig, beinhalten jedoch ein relativ hohes Zinsänderungsrisiko. Bleibt der Rückfall in die Rezession aus, könnte eine Korrektur am Bondmarkt bald Auslöser für höhere Renditen sein. Das Niveau wird aber auf absehbare Zeit niedrig bleiben.

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