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Rennen um das Weiße Haus Damit müssen Anleger nach den US-Wahlen rechnen

Was erwartet die Anleger, wenn Barack Obama Ende des Jahres das Weiße Haus verlässt? (Bild: Getty Images)
Was erwartet die Anleger, wenn Barack Obama Ende des Jahres das Weiße Haus verlässt? (Bild: Getty Images)
In der Vergangenheit musste der US-Aktienmarkt regelmäßig Federn lassen, wenn sich der Präsident im letzten Jahr seiner Amtszeit befand. Zudem dürfte die durch den Wahlkampf geschürte Verunsicherung kurzzeitig Schwankungen an den Märkten auslösen. Aber Geschichte wiederholt sich – anders als behauptet – nicht immer. Dafür spricht, dass dieser Wahlkampf in vielerlei Hinsicht anders ist: Zunächst einmal kämpft kein Amtsinhaber um den Wiedereinzug in das Weiße Haus, und auch der amtierende Vizepräsident kandidiert nicht um das höchste Amt im Staate. Der Gewinner wird also in jedem Fall neu im Oval Office sein.

Aktuell lässt sich nur schwer sagen, welche Branchen und Unternehmen von der Politik des jeweiligen Kandidaten profitieren werden. Themen wie Medikamentenpreise, Militärausgaben und die Regulierung der Finanzmärkte dürften dann die Schlagzeilen beherrschen. Ganz allgemein wird zudem darüber spekuliert, welchen Einfluss die Politik der Kandidaten auf das Tempo der Zinsstraffungen durch die US-Notenbank Fed haben könnte.

Gesundheitssektor

Im vergangenen Herbst gerieten die Kurse von Pharma- und Biotech-Aktien unter Druck, nachdem Hillary Clinton die Preistreiberei bei Arzneimitteln angeprangert hatte. Der davon ausgehende Gegenwind dürfte anhalten, auf der anderen Seite aber auch für interessante Einstiegsniveaus sorgen. Dabei sollte allerdings nicht vergessen werden, dass im Senat die Republikaner das Sagen haben. Und die stehen schärferen Gesetzen zur Senkung der Medikamentenpreise eher ablehnend gegenüber. Wie wenig sie von Gesundheitsreformen halten, machten sie mit ihrem Widerstand gegen „Obamacare“ deutlich, der letztlich zur Verabschiedung einer „Light“-Version des ursprünglichen Reformvorschlags führte.

Was ihren möglichen Kandidaten Donald Trump anbelangt, so sind dessen Aussagen zur Gesundheitspolitik – wie zu vielen anderen Politikbereichen – recht widersprüchlich. Auf seiner Wahlkampftour hat er sich wiederholt für Preisverhandlungen mit den Pharmaunternehmen ausgesprochen. In seinem „Sieben-Punkte-Plan“ ist davon allerdings keine Rede mehr. Trump ist Republikaner durch und durch, weshalb eine umfassende Reform des Gesundheitswesens wenig wahrscheinlich ist.

Militärausgaben

Für reichlich Diskussion im Wahlkampf dürfte auch der Verteidigungshaushalt sorgen. Aber wegen der anhaltenden Bedenken um die Sicherheit rund um den Globus sind umfangreiche Kürzungen nicht zu erwarten. So hat die US-Regierung bereits Pläne vorgelegt, denen zufolge der Verteidigungsetat für Europa 2017 als Reaktion auf die „Aggression Russlands“ vervierfacht werden soll. Statt auf weitere Kürzungen des Militärhaushalts zu drängen, scheinen sich die beiden aussichtsreichsten Kandidaten auf die Forderung nach mehr Transparenz und Effizienz in der US-Armee eingeschossen zu haben.

Regulierung der Finanzmärkte

Mehr als sieben Jahren liegt der Höhepunkt der Finanzkrise nun schon zurück. Trotzdem ist es vielen US-Banken noch nicht gelungen, ihr Ansehen in der Öffentlichkeit wieder zu verbessern. Das macht sie zu einem beliebten Angriffsziel im Wahlkampf. Die meisten Kandidaten sprechen sich für eine strengere Regulierung aus. Der Demokrat Bernie Sanders fordert gar eine Neuauflage des „Glass Steagall Acts“. Dieses Gesetz schreibt eine Trennung von Einlagen- und Kreditgeschäft der Banken vor. Allerdings sind derart weitreichende Reformen angesichts der unter Obama bereits verschärften Regulierung wohl kaum durchsetzbar. Zumal Amerikas Geldhäuser inzwischen deutlich solidere Bilanzen vorweisen können.

Für die Aktienmärkte unangenehmer dürfte der aus dem Wahlkampftross immer lauter tönende Ruf nach einer Anhebung des Mindestlohns werden. In der größten Volkswirtschaft der Welt wurde der Mindestlohn landesweit seit 2009 nicht mehr erhöht. Eine Anhebung könnte das Lohnwachstum anfachen und die Fed zu beschleunigten Zinserhöhungen zwingen. Auf der anderen Seite haben Zinsstraffungen in der Vergangenheit stets die Gewinne von Banken und Versicherungen beflügelt.