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Rentenfonds: Aufstand gegen das Index-Etablishment

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Giftige Kettenreaktion

Citigroup, Barclays, J.P. Morgan, Markit – die Liste der Indexanbieter für Anleihen ist lang. Doch weil sich bei der Gewichtung ihrer Bestandteile nahezu alle an der Marktkapitalisierung orientieren, sind die mit 15,5 Billionen Dollar in der Kreide stehenden USA in jedem globalen Bond-Index die größte Position. Im Global Government Bond Index von   Bank of America Merrill Lynch sind es 32,7 Prozent, Japan kommt auf 31,5 Prozent. Und es wird schlimmer. „Je mehr sich ein Land leiht, desto höher wird seine Gewichtung im Index“, bemängelt Paul Brain von der BNY-Mellon-Tochter Newton. Die Prozyklik setzt eine Kettenreaktion in Gang. Sobald die Gewichtung steigt, kaufen Fonds, die einfach den Index nachbauen, diese Anleihen nach. Die Zusatznachfrage lässt die Anleihekurse steigen und hält die Rendite niedrig. Die Länder können sich somit zu günstigen Konditionen noch mehr verschulden.

Mobil gegen das Establishment

Natürlich verhalten sich auch Aktienindizes auf die gleiche Weise prozyklisch. Doch da ist es nicht so schlimm wie bei einem Rentenindex. Wenn das Aktienkapital eines Unternehmens steigt, sagt das nicht viel über seine tatsächliche wirtschaftliche Lage aus. Wächst dagegen das Anleiheaufkommen eines Schuldners, heißt das fast immer, dass auch sein Schuldenstand gewachsen ist. Und das ist ein nicht ganz unerheblicher Aspekt, wenn es um die Kreditwürdigkeit geht. Deshalb schert sich auch Paul Brain bei seinem BNY Mellon Global Dynamic Bond Fund nicht um gängige Indizes, er nutzt sie nur als Messlatte für seinen Erfolg.

Brain und Seaman sind Teil einer Gruppe, die gegen das Index-Establishment mobil macht. Sie fährt entweder ihren eigenen Managementstil oder baut sogar eigene Indizes. Prominentester Vertreter ist Jim O’Neill, Vorstandschef von Goldman Sachs Asset Management. Er veröffentlichte im April ein Papier mit dem Titel „Towards an Alternative Fixed Income Benchmark“, übersetzt etwa: „Auf zu einer neuen Anleihe-Benchmark“. Darin schlägt er vor, die Indexbestandteile nach ihrem Beitrag zur Weltwirtschaft zu gewichten, dem Bruttoinlandsprodukt (BIP).

Japan würde mit einem Schlag mehr als 20 Prozentpunkte an Gewicht verlieren, Schwellenländer und andere Wachstumsmärkte kämen dagegen auf fast 25 Prozentpunkte mehr. Das entspräche dann auch endlich einmal ihrer tatsächlichen Bedeutung in der Welt. Auch häufig von großen Schuldnern untergebutterte Industrienationen wie Australien, Kanada, Schweden und die Schweiz bekämen mehr Anteil am Index. Für klassische Rentenindizes haben sie zu wenig Schulden.
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