LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Lesedauer: 3 Minuten
ANZEIGE

Rentenmärkte Japanische Verhältnisse in Europa

Salman Ahmed, Globaler Chefinvestmentstratege bei Lombard Odier Investment Managers
Salman Ahmed, Globaler Chefinvestmentstratege bei Lombard Odier Investment Managers

Die Verschuldung der Industriestaaten ist mittlerweile zu hoch und das ist ein Problem. Seit dem Ausbruch der Krise in den Jahren 2007 und 2008 haben sich weitere 57 Billionen US-Dollar an Staatsschulden angehäuft. Die Zentralbanken haben mit einer ultra-lockeren Geldpolitik und unkonventionellen Maßnahmen zwar ein Sicherheitsnetz für das System geschaffen, verhindern damit aber die notwendigen Anpassungen durch Zahlungsausfälle und Umschuldungen.

Angesichts dieses Schuldenbergs wird es den Industrieländern unserer Ansicht nach schwerfallen, zu Vorkrisenniveaus zurückzukehren. Wir rechnen deshalb mit niedrigem Wachstum und einem deflationären Wirtschaftsumfeld, dem wir in unserem Basisszenario als „Japanisierung Europas“ Rechnung tragen.

Unser Szenario geht davon aus, dass die Zentralbanken in den Industriestaaten noch geraume Zeit auf extrem niedrige oder gar negative Zinsen setzen werden. Diese Strategie hat massive gewollte und ungewollte Folgen für Anleger und deren Anleiheportfolios:

1. Verbreitet niedrige oder gar negative Zinsen in den wichtigen Industrieländern: Viele Investoren müssen inzwischen hohe negative  Zinsen innerhalb ihrer Anleiheallokation verkraften, die sie zwingt, anderweitig nach Rendite zu suchen.

2. Gestiegenes Marktrisiko: Um Rendite zu erwirtschaften, haben Anleger die durchschnittliche Laufzeit ihrer Rentenportfolios verlängert und sind somit anfälliger für Zinsänderungen. Außerdem bieten Anleihen mittlerweile kaum mehr Streuungsvorteile, da die meisten Anleger in die gleiche Richtung denken und damit den Herdentrieb massiv verstärken.

3. Verknappung der Liquidität: Die Liquidität an den Rentenmärkten ist dünn und dafür gibt es zwei Gründe: (1) Die Folge der unkonventionellen Geldpolitik der Zentralbanken ist, dass sie inzwischen bis zu 30 Prozent aller umlaufenden Staatsanleihen aufgekauft haben und in ihren Bilanzen halten. Dadurch haben sie den Streubesitz an den großen Staatsanleihenmärkten stark verknappt. (2) Strengere Regulierungen wie Basel III haben die Fähigkeit der Banken, Anleihen zu halten und zu handeln, deutlich eingeschränkt. Banken fungieren immer weniger als Market-Maker (Verwendung der eigenen Bilanz zur Bereitstellung von Liquidität), sondern zunehmend als Broker (Vermittler zwischen Käufern und Verkäufern).