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Research-Chef von Ethenea über Inflation & Co. Deflation kann auch mit Wachstum einhergehen

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Bundesbankpräsident Jens Weidmann weist darauf hin, dass Verbraucher und Unternehmen durch den gesunkenen Ölpreis fast 25 Milliarden Euro mehr in der Tasche hätten. Das würde die Wirtschaft ankurbeln, ist Weidmann überzeugt. Daher ist für ihn eine Deflationsspirale vom Tisch. Stimmen Sie ihm zu?

Longchamp: Wir schätzen, dass der Rückgang des Ölpreises der gesamten Wirtschaft der Eurozone gestattet, ca. 1 Prozent des BIP einzusparen. Wer profitiert von dieser Preissenkung? Verbraucher oder Unternehmen? Und was tun sie mit diesem Geld? All diese Fragen bleiben offen. Es ist hingegen offensichtlich, dass die Auswirkungen der Preissenkung positiv sind und dass sie das Wachstum unterstützen sollten. Was die Deflation betrifft, so sind sowohl der Rückgang der Arbeitslosigkeit – der sich in einem Anstieg des Konsums äußert –, als auch das Comeback der Kreditvergabe an Unternehmen – welches in Investitionen münden könnte – meiner Meinung nach sehr ermutigende Zeichen.

Ölpreis ist für viele Experten die Lösung: Ziehen die Preise für (Energie-)Rohstoffe an, steigt auch die Inflation. Die Frage ist nur, wann der Ölpreis steigen wird. Was schätzen Sie?

Longchamp: Wenn die Energie- und Rohstoffpreise steigen, weil das Wachstum sich wieder beschleunigt, ist es eine ganz andere Situation, als wenn die Preise aufgrund einer neuen Ölkrise anziehen. Ich denke, dass das Schlüsselelement nicht so sehr die Inflation ist, sondern vielmehr die Fähigkeit der Volkswirtschaften, wieder auf die Beine zu kommen und Arbeitsplätze zu schaffen.

Was die Entwicklung der Ölpreise angeht, so sollte man besser auf Angebot und Nachfrage achten, denn die OPEC ist nicht mehr in der Lage, die Preise festzulegen. In diesem Fall ist meine beste Vorhersage: Es wird noch volatiler als zuvor.