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Richtiger Value- und Growth-Mix Wann soll man in Wachstumsaktien investieren?

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Tiefgründige Analyse als Erfolgsfaktor

Für Fisher war eine tiefgehende Analyse der Schlüssel zur Verifizierung von guten Anlageideen. Für ihn reichte es nicht aus, einfach nur Finanzzahlen zu untersuchen oder sich auf Presseangaben und Investor-Relations-Informationen zu verlassen. Für entscheidend hielt er, dass sich ein Investor ein möglichst umfassendes Bild von einem Unternehmen sowie seinem Wettbewerbsumfeld machte.

Hierzu versuchte er immer, so viele Kunden, frühere und aktuelle Beschäftigte, Zulieferer und Wettbewerber wie möglich zu befragen, bevor er sich mit dem Management-Team persönlich traf.

Für diese Vorgehensweise prägte er dem Begriff „Scuttlebutt“, der sich nur schwer ins Deutsche übersetzen lässt. Er bedeutet sinngemäß, dass man informelle Informationen wie Gerüchte, Erfahrungsberichte und anderes in seine Überlegungen einbezieht. Hierbei geht es darum, das sprichwörtliche Haar in der Suppe zu finden: Da ein Management sein Unternehmen immer positiv darstellt und andere Informationsquellen zu oberflächlich sein können, sollen so mögliche kritische Punkte aufgedeckt werden.

Fisher war sich dabei bewusst, dass diese Methode sehr aufwändig ist und den Nachteil hat, dass man möglicherweise interessante Anlagesituationen später realisiert als der Markt und so relativ spät einsteigt. Andererseits kann „Scuttlebutt“ verhindern, dass man als Anleger auf Modetrends oder vorselektierte Informationen hereinfällt. Und wenn man mit der Perspektive einer sehr langfristigen Haltedauer in Qualitätsaktien investiert, heißt spät kommen keinesfalls zu spät sein.

Besonders wichtig war Scuttlebutt aber für Fisher, weil die (absichtliche oder unabsichtliche) Vorselektion von Finanz-Information eines der Schlüsselprobleme für Wachstumsanleger ist:
  • Wachstums-Unternehmen verkaufen sich immer als Erfolgsgeschichte und werden generell auch als solche wahrgenommen. Dies kann im Feedback vom Finanzmarkt zum Management bei diesem zu Selbstüberschätzung führen, da kritische Fragen von Analysten oder Journalisten in der Regel extrem selten an erfolgreich scheinende Manager gestellt werden.
  • Journalisten und Finanzanalysten vertrauen im Wesentlichen auf offizielle Informationen. Dies geschieht teils um ihren eigenen Arbeitsaufwand zu begrenzen; teils, weil sie sich nicht trauen, von der Konsensus-Meinung abzuweichen. Oft wird kritische Information auch zurückgehalten, wenn sie nicht ausreichend belegt ist, um rechtliche Auseinandersetzungen zu vermeiden.
Auf der Basis öffentlich zugänglicher Informationen durch das Unternehmen, von Presseberichten oder Finanzanalysen ist es deshalb für Anleger sehr schwierig, sich ein zutreffendes Bild eines Unternehmens zu machen. Insbesondere das Aufdecken von Schwachstellen ist auf Basis offizieller Informationen kaum möglich.

Interessanterweise hat sich das Vorselektionsproblem bei Finanzinformation durch Unternehmen, Analysten und Journalisten seit Fischers Zeiten nicht verbessert. Allerdings bietet das Internet Anlegern inzwischen Möglichkeiten, etwa durch den Besuch von Mitarbeiterforen oder Technikblogs leichter an eigene Hintergrundinformation zu kommen.

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