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Riester-Rente am Abgrund?

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Eine einheitliche Sterbetafel für Deutschland gibt es dabei nicht. Das Statistische Bundesamt (Destatis) gibt eine heraus, die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) ebenfalls. Welche Tafeln die Anbieter nutzen, ist nicht vorgeschrieben. Allerdings empfehlen die Versicherungsaufseher der Bafin derzeit die aktuelle Sterbetafel des DAV (DAV04R). Im Vergleich zur Destatis-Sterbetafel gehen die Versicherungsmathematiker von einer höheren Lebenserwartung aus.

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„Damit ist der Erwerb der Rente deutlich teurer, als er bei der Anwendung der Sterbetafel des Statistischen Bundesamts wäre“, heißt es in der DIW-Studie.

Rente muss für alle reichen

Ein Problem, das laut Kleinlein nicht nur Riester-Policen trifft. Ab dem 85. Lebensjahr dürfen Banken und Fondsgesellschaften die Auszahlungsphase nicht mehr selbst gestalten, dann wird das Kundengeld in eine Rentenversicherung umgewandelt. Die Versicherer fordern Kleinleins Berechnungen zufolge dabei immer mehr Kapital bei Fondsanbietern und Banken ab. Benötigten sie 2001 für einen 35-jährigen Mann noch knapp 13 Prozent des angesparten Kapitals, sind es 2011 laut Kleinlein bereits 33 Prozent.

„Richtig ist, dass die Lebensversicherer vorsichtigere Annahmen zur Lebenserwartung treffen müssen als etwa das Statistische Bundesamt“, so Schwark. Damit wollen die Gesellschaften sicherstellen, dass auch alle Kunden später eine Rente bekommen. Der GDV liefert dafür ein Beispiel: 1986 hätten die Statistiker vorausgesagt, dass von 100.000 65-jährigen Männern im Jahr 2006 21.608 das 85. Lebensjahr erreichen würden. Tatsächlich seien es aber 31.530 gewesen. Solche Prognosen soll es aber gar nicht gegeben haben. Das hat die Behörde auf Nachfrage von DAS INVESTMENT bestätigt.

Die hohe Lebenserwartung in Verbindung mit der geänderten Überschussverwendung und dem gesunkenen Garantiezins führen laut Studie dazu, dass sich ein Riester-Vertrag erst spät rentiert, so das DIW. Ein 35-jähriger Mann, der seine Riesterbeiträge plus Zulagen herausbekommen will – das entspricht einer Rendite von 0 Prozent –, müsste nach DIW-Berechnungen 77 Jahre alt werden, Überschüsse mit eingerechnet. Für eine Rendite von 5 Prozent müsste der Mann 96 Jahre leben. Dieser Rechnung stellt der GDV eine eigene entgegen. Den Eigenbeitrag plus Zulagen hat der Sparer hier mit 75 Jahren wieder raus, mit 90 Jahren liegt die Rendite bei 4,33 Prozent. Anders als das DIW habe man die „rentabilitätssteigernde Wirkung der Zulagen berücksichtigt“.

Rechnung und Gegenrechnung, Kritik und Gegenkritik – ob das zur Vertrauensbildung beim Verbraucher führt, ist mehr als fraglich. Um das Riester-Problem ein für allemal zu lösen, muss weiter nachgebessert werden. Jede Partei hat dabei ihre eigenen Ideen. Das DIW fordert Kostentransparenz, allgemein verbindliche Kalkulationsvorgaben vom Staat und eine Positivliste mit wenigen sicheren und rentablen Produkten.

Die Politik soll’s richten

DWS-Mann Frank Breiting wünscht sich von Berlin eine Vereinfachung im Hinblick auf das Zulagenverfahren (Wegfall von Sonderregelungen etwa für Beamte), die Verwaltungskosten (die DWS schlägt eine Flatrate vor) und den Anbieterwechsel (Standardisierung der Daten). Wolfram Erling fügt noch die Anpassung der Zulagen an die Inflation und die Einbeziehung von Selbstständigen in den Förderkreis hinzu. Und die Versicherungen? Sie wünschen sich neben einigen der oben genannten Punkten wahrscheinlich nichts sehnlicher, als dass mal ein Jahr vergeht, in dem sie ihre Riester- Versicherungen nicht verteidigen müssen.

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