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Risiko-Asymmetrie-Ansatz wieder zeitgemäß Carmignac-Experte erklärt Risikomanagement im Niedrigzinsumfeld

Didier Saint-Georges, Managing Director bei Carmignac Géstion
Didier Saint-Georges, Managing Director bei Carmignac Géstion
Ob es uns nun gefällt oder nicht: Wir haben es mittlerweile mit einer völlig neuen Marktordnung zu tun. Seit 2012 hatten sich die Märkte einer der ausgeprägtesten Hausse-Phasen aller Zeiten erfreut – bis es im Frühjahr 2015 schließlich zu einer Trendwende kam. Der Auslöser für diese grundlegende Umwälzung lässt sich ganz einfach identifizieren: Die Märkte waren von dem Vertrauen angetrieben worden, dass die Zentralbanken die Volkswirtschaften weltweit wieder in jenen Zustand versetzen können, in dem sie vor der Krise gewesen waren.

Aber unmittelbar nachdem die US-Notenbank ihr eigenes quantitatives Lockerungsprogramm beendet hatte, brachte das Jahr 2015 dann die unliebsame Nachricht mit sich, dass das Weltwirtschaftswachstum – allen Anstrengungen der Zentralbanken zum Trotz – lediglich mäßig ist und zudem auf wackeligen Beinen steht. Noch schwerer wiegt jedoch der Umstand, dass das „Arsenal“ der Notenbanken angesichts einer immer noch außerordentlich lockeren Geldmarktpolitik inzwischen ausgeschöpft ist. Einem möglichen weiteren Konjunkturabschwung hätten sie im Zweifelsfall nichts mehr entgegenzusetzen.  

Diese neue Marktordnung führt dazu, dass die Asset-Preise zukünftig in wesentlich geringem Maße gestützt werden, da die entscheidenden Performance-Motoren – also das Wirtschaftswachstum und die Unterstützung durch die Notenbanken – ins Stottern geraten sind. Eine weitere Folge ist auch mehr Instabilität, weil die Zentralbanken schlicht nicht mehr über genug „PS“ verfügen, um sich gegen Wertschwankungen zu stemmen.

Sich mit Risikomanagement gegen Tail-Risks wappnen

Passiv ausgerichtete Fonds hatten ihre glorreichen Zeiten, weil es im Prinzip die Notenbanken waren, die sich um das Risikomanagement gekümmert haben. Nachdem aktive Fondsmanager also fünf Jahre lang schmerzlich zuschauen mussten, wie immer mehr Kundengelder zugunsten preiswerterer Index-Tracker abgezogen wurden, können sie nun aber beweisen, dass eine Steuerung der Risiken durchaus einen Mehrwert haben kann.  

Das ist jedoch leichter gesagt als getan. Zwar kann Risikomanagement ein überzeugendes Marketingkonzept sein, aber entscheidend ist immer, was unter dem Strich herauskommt. So können die Trägheit der Märkte sowie das ureigene Interesse von Vermögensverwaltern, stets Zuversicht zu verströmen, letztlich zu einem unerschütterlichen Optimismus seitens der Anleger – und damit auch zu einem Festhalten an passiven Indexinvestments – führen.

Treten am Markt dann aber wirklich heftige Verzerrungen auf, ist es zu spät, um noch zu reagieren. Die langfristige Performance hängt jedoch sehr stark davon ab, wie gut man solchen Marktturbulenzen trotzen kann. Rechnet man beispielsweise lediglich die fünf schlechtesten Monate heraus, so verdoppelt sich das Plus des S&P 500-Index in den letzten 20 Jahren schon von 300 Prozent auf 600 Prozent. Neben der Einzeltitelselektion, der Branchenallokation, der Portfoliostrukturierung und taktisch motivierten, kurzfristigen Positionierungen besteht das Ziel aktiver Fondsmanager deshalb darin, mit solch unerwarteten „Tail“-Risiken (d.h. mit massiven Kursausschlägen nach unten) fertigzuwerden.

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