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Risikoprofil und Kosten „Vermögensverwaltung durch Fintechs ist problematisch“

Michael Reuss, geschäftsführender Gesellschafter bei der Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung
Michael Reuss, geschäftsführender Gesellschafter bei der Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung
Seit Kurzem versuchen sogenannte Fintech-Unternehmen, in der Vermögensverwaltung Fuß zu fassen. Die Firmen wollen dabei mit dem Einsatz von Algorithmen Geld verwalten. Anleger sollten angesichts der Gepflogenheiten der noch jungen Branche skeptisch sein.

Die Digitalisierung belässt in der Finanzwelt keinen Stein auf dem anderen: Schon seit einigen Jahren werden Dienstleistungen wie der Zahlungsverkehr, die Kreditvergabe oder das Management der persönlichen Finanzen automatisiert. Möglich machen das Algorithmen, sodass keine menschlichen Entscheidungen mehr nötig sind – ein Trend, der als Financial Technology (Fintech) bezeichnet wird.

Neueren Datums ist der Versuch von Start-Up-Firmen aus der Fintech-Branche, auch in der Vermögensverwaltung Fuß zu fassen. Mit Botschaften wie „Vermögensverwaltung kann so einfach sein“ oder „Clever anlegen für jedermann“ wollen die Betreiber dieser automatisierten Plattformen das Geschäft revolutionieren. Wie so oft, sind die Angelsachsen Vorreiter. Doch „können“ diese Unternehmen tatsächlich Vermögensverwaltung? Wir haben Zweifel – aus mehreren Gründen.

Fintech trifft Geldverwalter 4 Vermögensverwalter über ihre Wikifolios


Niedrige Kosten sind gut, aber nicht alles

Das wesentliche Argument, mit dem die Firmen bei den Kunden punkten wollen, sind die niedrigen Kosten. In der Tat verlangt etwa Wealthfront, der nach eigenen Angaben größte US-Anbieter, für ein Mandat lediglich 0,25 Prozent im Jahr zuzüglich 0,15 Prozent an jährlichen Gebühren für die Investmentprodukte. Ganz so günstig ist es nicht überall, wie ein britischer Anbieter zeigt, der eine Verwaltungsgebühr von 0,3 bis 1,0 Prozent kassiert.

Im Gegenzug erhält der Mandant nach Angaben der Fintechs ein „global diversifiziertes Portfolio mit mehreren Anlageklassen“, das entsprechend seiner Risikotoleranz entworfen, überwacht und automatisch wieder ins Gleichgewicht gebracht wird (Rebalancing).

In fünf Minuten zum aussagefähigen Risikoprofil?

Was vernünftig klingt, hat einige Schattenseiten. Da ist zum einen die Methode, mit der das Risikoprofil des Kunden „erarbeitet“ wird: Statt mit einem erfahrenen Vermögensverwalter in einem mehrstündigen Gespräch, die eigene Risikotoleranz und Risikotragfähigkeit auszuloten, dürfen und müssen sich die Interessenten in wenigen Maus-Klicks selbst beurteilen, da sonst die niedrigen Verwaltungsgebühren nicht zu halten wären.