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Robecos Marktmeinung: Aktien mit EZB-Turbo

Lukas Daalder (links), Portfoliomanager im Global Allocation Team, und Chefvolkswirt Léon Cornelissen, beide Robeco
Lukas Daalder (links), Portfoliomanager im Global Allocation Team, und Chefvolkswirt Léon Cornelissen, beide Robeco
Europas Währungshüter haben die Märkte mit einer Präventivmaßnahme überrascht. Die Rücknahme des Leitzinssatzes auf 0,25 Prozent beruht auf der stark rückläufigen Inflationsrate, die im abgelaufenen Monat auf den sehr niedrigen Wert von 0,7 Prozent gesunken war. Die jüngste Aufwertung des Euro dürfte ein weiterer Grund für die Maßnahme gewesen sein. Robeco-Chefvolkswirt Léon Cornelissen sieht den weltweiten Abwertungswettlauf der Währungen bereits in vollem Gange: „Die EZB hat gerade für zusätzliche Munition gesorgt. Unter dem Strich hat aber der aggressivere Kurs der EZB die Deflationsrisiken für die Eurozone vermindert und wirkt sich positiv auf den US-Dollar-Wechselkurs aus. Die schwache wirtschaftliche Erholung in der europäischen Währungsunion wird dadurch gestützt“, kommentiert Cornelissen die aktuelle Entscheidung. Der Robeco-Experte geht davon aus, dass das US-Tapering eine Frage der Zeit ist. „Das US-amerikanische Bruttoinlandsprodukt deutet nicht auf eine weitere Kräftigung des wirtschaftlichen Aufschwungs hin. Das Wachstumstempo verharrt bei 2 Prozent. Das dürfte nicht dazu beitragen, dass sich das US-Tapering beschleunigt“, so Cornelissen.

Übergewichtung in Aktien erhöht, High-Yield-Anleihen weiter bevorzugt

Dem Aktienmarkt dürfte weiter die lockere Geldpolitik zugutekommen: „Wir erwarten, dass die von der reichlich vorhandenen Liquidität getragene Rally noch einige Monate andauern wird. In Bezug auf Aktien sind wir mittlerweile etwas zuversichtlicher, weil die großen Risiken nachgelassen haben und die überschüssige Liquidität länger erhalten bleiben wird”, erklärt Lukas Daalder, Portfoliomanager im Global Allocation Team von Robeco. Infolgedessen hat Robeco die Übergewichtung von Aktien erhöht.

Da die niedrigeren Zinssätze weniger Renditen auf Staatsschuldtitel bedeuten, wurde die Untergewichtung von Staatsanleihen verstärkt. Hier sieht die Lage nach Meinung von Portfoliomanager Daalder weniger rosig aus, zumindest in der näheren Zukunft: „Die Zinssenkung durch die EZB hat die Anleiherenditen weiter nach unten gedrückt. Wir glauben allerdings nicht, dass das so bleiben wird, und rechnen vielmehr mit einer allmählichen Normalisierung der Renditen.” Wegen der niedrigeren Leitzinsen sind High-Yield-Anleihen aus Sicht des Portfoliomanagers nach wie vor die attraktivste Anlageklasse – vor allem, weil die Zinsaufschläge gegenüber Bundesanleihen inzwischen weiter unter ihren langfristigen Durchschnittswert gefallen sind. Das macht diese Anleihekategorie weniger riskant; denn die Ausfallquoten sind nach wie vor niedrig, und die Renditen unverändert attraktiv. Das Team hat aktuell eine neutrale Haltung zu Schwellenländeranleihen.

Europäische Aktien kaufen

Zu den Risikofaktoren, die als Bedrohung für die Aktienkurse wahrgenommen wurden, gehörte der Regierungsstillstand in den USA, der letztendlich aber weder den Aufschwung in den USA noch die Erholung der Weltwirtschaft gefährdet hat. Allerdings habe dies laut Robeco die makroökonomischen Daten verzerrt mit der Folge, dass der Markt jetzt erst im ersten Quartal 2014 mit einem Ende der lockeren Geldpolitik („Quantitative Easing”) rechnet. Somit bleibt dem Markt die zusätzliche Liquidität zunächst erhalten.

Das Asset Allocation Team favorisiert europäische Aktien. „Europa bietet nach unserer Einschätzung derzeit günstigere Voraussetzungen, weil sich die besseren makroökonomischen Daten noch nicht in vollem Umfang in der relativen Performance der Aktienmärkte niedergeschlagen haben. Und selbstverständlich wird auch die Leitzinssenkung durch die EZB den Aktienkursen weitere Aufwärtsimpulse geben”, erwartet Daalder. „Vom makroökonomischen Standpunkt aus betrachtet sollte sich die Verschiebung der Anleihekaufdrosselung durch die US-Notenbank (Fed) positiv auf konjunktursensitive Aktien auswirken.”

Aufwertung des US-Dollars gegenüber dem Euro

Mit Blick auf den Euro gehen die Robeco-Experten davon aus, dass die gemeinsame Währung gegenüber dem US-Dollar wieder an Wert verlieren wird. Daalder hält daher bis auf weiteres eine Short-Position auf den Euro für sinnvoll: „Die Zinssenkung durch die EZB kann als Instrument zur Bekämpfung der natürlichen Kräfte angesehen werden, die den Euro teurer machen. Dazu gehören der Leistungsbilanzüberschuss, die schrumpfende Bilanz der Notenbank und der tendenzielle Inflationsrückgang. Da die Drosselung der Fed-Anleihekäufe sicherlich nicht vom Tisch ist, sondern nur ins nächste Jahr verschoben wird, rechnen wir mit einer Aufwertung des US-Dollars gegenüber dem Euro.“

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