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Robert Halver Im Herbst lauert das Krisen-Quartett

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Da die Emerging Markets immer mehr Wirtschaftskraft auf sich vereinen, wächst auch ihr globales Schadenspotential. Die aktuellen Währungseinbrüche in Indien, vor allem aber in Argentinien und der Türkei werden vielfach als Vorboten einer neuen allgemeinen Krise der Schwellenländer betrachtet, die weltweit Kollateralschäden nach sich zieht.   

Wie wird also das Aktien-Herbstwetter?

Diese Krisen sind nicht kleinzureden. Auf den ersten Blick können sie wie ein starker Herbststurm die Aktienmärkte heimsuchen. Doch sollte auch ein zweiter Blick nicht zu kurz kommen.   

Das Trumpsche Handels-Tief kann sich durchaus abschwächen. Zunächst gibt es viele rational und nicht wie der US-Präsident emotional handelnde US-Unternehmen, die nicht auf die europäischen Lieferketten und schon gar nicht auf die Absatzmärkte - die bei einer Handelseskalation ebenso immer weniger zugänglich wären - verzichten wollen. Und was spricht gegen mehr US-Importe von Sojabohnen, Flüssiggas und Fracking-Öl nach Europa? Über diesen Trick würde sich der europäische Handelsbilanzüberschuss definitiv verringern.

Um die britische Küche ist es nach EU-Exodus der Briten nicht unbedingt schade. Und die typischerweise sehr pragmatische deutsche Exportindustrie wird den Ausfall Großbritanniens zunehmend ersetzen können. Aus Stabilitätssicht ist der Abgang Großbritanniens sicherlich schmerzhaft. Aber wie weh tut es eigentlich noch, wenn die Stabilitätsunion doch ohnehin regelmäßig vermöbelt wird?

Tatsächlich geht die Entstabilisierung Europas weiter. Oder glaubt irgendjemand, dass Italien in den europäischen Schuldturm geworfen wird? Niemand in der EU will die Italiener gegen EU und Eurozone aufbringen. Brüssel ist das Zusammenhalts-Hemd näher als der Stabilitäts-Rock.  

Dem nachhaltigen Vertrauensverlust Italiens an den Anleihemärkten oder gar einem Schuldeninferno wird sich die EZB entgegenstemmen wie eine Henne, die ihre Küken schützt. Einer Zahlt Bestimmt bleibt die inoffizielle Übersetzung von EZB. Mit diesem geldpolitischen Breitbandantibiotikum werden auch Ansteckungseffekte im Keim erstickt. Übrigens, wenn kein Deutscher EZB-Präsident wird, muss auch niemand im Euroraum Stabilität befürchten. 

In puncto Schwellenländer gibt es sicherlich bad boys, die meinen, wirtschaftliche Naturgesetze aushebeln zu können. Da darf man sich nicht wundern, wenn das Auslandskapital Flügel bekommt und die Währung - der Aktienkurs eines Landes - massiv verliert. Aber es gibt auch die good boys, die finanziell, wirtschaftlich und währungsseitig gut dastehen. Warum sollte das Kapital aus diesen attraktiven Ländern flüchten? Nicht zuletzt bremst die Fed die Anziehungskraft Amerikas als Fluchthafen für Kapital. Um frühere Fehler nicht zu wiederholen, nimmt sie von scharfen Zinserhöhungen Abstand. 

Natürlich kann niemand schwarze Schwäne an den Aktienmärkten ausschließen. Doch die Finanzgeschichte zeigt, dass jede Krise in den letzten 10 Jahren Aktien nur kurzfristig aus der Ruhe bringen konnte. Grundsätzlich fürchten Politiker einen Weltwirtschaftseinbruch wie 2008, der einem neuerlichen Aktien-Crash ohne Zweifel folgen würde. Das Motto lautet: Besser jetzt vorbeugen als später heilen. Oder: Wo die Not am größten, werden auch noch morgen die Notenbanken am nächsten sein.

Eine erhöhte Schwankungsbreite bei Aktien ist zwar einzukalkulieren, aber kein Crash. Auch der Herbst hat schöne Aktien-Tage.    

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