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Robert Halver zur Inflation „Kein Henker für den Aktienmarkt!“

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Es ist ein Hammer, wenn der Digitalverband Bitkom prognostiziert, dass in Deutschland bereits in den nächsten fünf Jahren über drei Millionen Arbeitsplätze wegfallen. Wer wird diesen Abbauprozess durch hohe Lohnsteigerungen noch beschleunigen wollen? Und diese neue unschöne Arbeitswelt erklärt ebenso, warum aktuell geringe Arbeitslosenraten in Amerika und Deutschland nicht wie früher üblich zu lohnkostenseitiger Inflation führen.

Wir haben es mit inflationsarmem Wirtschaftswachstum zu tun

Globalisierung und Digitalisierung sind ein Dream Team in der Bekämpfung der Inflation. Nicht zuletzt hält das amerikanische Schieferöl den Opec-Öl-seitigen Preisdruck zurück wie Pestizide das Ungeziefer.

Vor diesem Hintergrund ist in den USA und Deutschland ein Verharren der Inflation im Seitwärtstrend mit der oberen Begrenzung von zwei Prozent zu erwarten. Und in der gesamten Eurozone wird sie noch lange unter dieser Inflationsmarke liegen, ab der die EZB in Wallung gerät.  

Ja, die US-Notenbank wird in diesem Jahr drei Zinserhöhungen durchführen, die allerdings längst eingepreist sind. Ihren Zinserhöhungszyklus dürfte die Fed wegen Inflationsarmut bei drei Prozent beenden. Das ist der „schwachmatigste“ aller Zeiten.

Grafik: US-Kerninflationsrate und US-Notenbankzins

Die US-amerikanische Kerninflation verharrt auf niedrigem Niveau.

Wo nur ein bisschen Inflation auftritt, kann sich auch schnell wieder ein bisschen Deflation zeigen

Ohnehin trägt die Fed eine Angst mit sich herum: Niemand will mit wirtschaftsseptischen Zinserhöhungen schlafende Deflations-Hunde wecken. Bei keinem US-Notenbanker hat in der Kinderzeit die Schaukel zu nah an der Wand gestanden. 

Ok, die EZB wird Ende 2018 ihr Anleihekaufprogramm einstellen. Doch den dann erreichten Liquiditätsrekord wird sie verteidigen wie der Hund seinen Knochen. Und der Einstieg in den Ausstieg der EZB aus ihrer lockeren Zinspolitik wird ab Mitte 2019 ähnlich langsam geschehen wie die Verschiebung der Kontinentalplatten.

Der jahresanfängliche Zinsschock wegen der plötzlichen Wiedergeburt von Inflation war sicherlich groß. Aber nachdem man noch einmal darüber geschlafen hat, wird das Inflationsthema doch deutlich weniger heiß gegessen als es gekocht wurde.

Stark steigende Inflation, damit deutlich steigende (Leit-)Zinsen und schließlich einbrechende Aktienkurse?

Nein! Denn wo kein Inflations-Richter, da kein Notenbank-Henker!

Autor Robert Halver ist Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank in Frankfurt.

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