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Robert Halver „Der Ölpreis hat seinen Schrecken verloren“

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Damit wird das langjährig verabreichte geldpolitische Aktien-Aphrodisiakum auf einmal zum Aktien-Gift. Tatsächlich zeigt der Preisruck bei Öl am US-Staatsanleihemarkt längst Wirkung. Die Renditen folgen dem steigenden Ölpreis wie die Motten dem Licht.

Wie nachhaltig ist die Preiserholung bei Rohstoffen?

Doch ist mittlerweile das von Opec- und Nicht-Opec-Ländern ausgerufene Ziel der Produktionskürzungen erreicht. Das Überangebot am Ölmarkt ist futschikato: Während im März die OECD-Ölvorräte nur noch 5 Mio. Barrel über dem 5-Jahresdurchschnitt lagen, waren es 2016 noch nahezu 400.

Dass die Saudis jetzt weitere eigennützige Förderkürzungen anstreben, trifft nicht bei allen Förderländern auf Entzücken, obwohl sie zunächst zu höheren Ölpreisen führen. Die konventionellen Ölländer fürchten schleichende Marktanteilsverluste zugunsten der USA. Die aktuell hohen Ölpreise sind schon ein Himmelsgeschenk für die US-Fracking-Industrie, die bei weiter steigender Marge ihre alternative Ölproduktion gnadenlos ausweitet. So viel gefrackt wie jetzt wurde noch nie.

Grafik: US-Rohölproduktion und Ölpreis, WTI

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In ihrem World Oil Outlook beschreibt die Opec selbst das Horrorgemälde einer immer effizienteren amerikanischen Schieferölproduktion. Schon heute befriedigen die USA ihren Ölbedarf zu einem Drittel selbst. Bis 2021 wird eine Produktionssteigerung um ca. 60 Prozent erwartet. Dann würden die USA liebend gerne auch den Rest der Welt mit Fracking-Öl erquicken wie die Oase die Durstigen. Fracking ist keine zu verniedlichende Veranstaltung mehr. Zukünftig wird immer weniger die Opec, sondern Fracking zum Maß aller Ölpreise. Trump kommt aus seinen Freuanfällen gar nicht mehr heraus: Fracking bringt ausgerechnet Arbeitsplätze in der amerikanischen Provinz, wo seine treuesten Wähler wohnen.

Diesem gefrackten Siegeszug will Russland mit einer wieder erhöhten, konventionellen Ölproduktion kräftig in die Parade fahren, selbst wenn der Preis für das schwarze Gold wieder sinkt. Ebenso ist am Nickel-, Zink-, Kupfer- und Bleimarkt nicht von anhaltenden Angebotsengpässen auszugehen, da die Produktion schon aufgrund der gestiegenen Preise anziehen wird. Das sind nun einmal die Regeln der Marktwirtschaft. Und ob Trump an den Sanktionen gegenüber der russischen Metallindustrie festhält, ist ebenso fraglich. Einerseits ist er launisch wie das April-Wetter. Wenn er dem nordkoreanischen Machthaber mittlerweile gute Charakterzüge unterstellt, ist es für ihn nur ein winziger Schritt, Putin bald als Busenfreund zu bezeichnen. Und andererseits hat er schon aus Wettbewerbsgründen ein Interesse an günstigen Vorproduktpreisen für seine Industrie, zum Beispiele Automobile.

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