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Robert Halver zu Italien „Europa wandelt sich zur Romanischen Schuldenunion“

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Italien hat im Vergleich zu Brüssel die besseren Karten. Also wird die EU kein Exempel am Stiefel statuieren. Die letzten Stabilitätshüllen werden der Schulden-FKK geopfert. Zum Erhalt der europäischen Idee hat die EU immer schon Gnade vor Recht ergehen lassen. Auch sollen die Italiener doch bitte weiter unsere deutschen Exportschlager kaufen.

Damit Italien die Eurozone aushält, zementiert die EZB ihre Nullzinspolitik

Schon jetzt ist der italienische Schuldenberg so groß, dass er unter normalen Zinsbedingungen nicht mehr bedient werden kann. Der kürzliche Anstieg des Risikoaufschlags 10-jähriger italienischer zu deutschen Staatsanleihen und der Schwächeanfall des Euros spiegeln bereits die wachsende Sorge über die Kreditfähigkeit Italiens wider.

Vor allem französische, aber auch deutsche Banken haben Italien insgesamt ca. 560 Milliarden Euro geliehen. Würde das Land unter seiner Schuldenlast zusammenbrechen, fallen diese Gläubiger um wie Fliegen nach Giftspray. Da hilft auch kein Rettungsfonds mehr.

Und dann wird der Anleihe-Terminmarkt dafür sorgen, dass der italienische Krisenvirus zügig auf die anderen üblichen Schulden-Verdächtigen übergeht. Am Ende würde Europa seinen finalen Kampf gegen die Schuldenkrise verlieren.

Zur Verhinderung dieses Schlaganfalls in der Euro-Finanzwelt wird die EZB mit ihrem Blutverdünner die Halsschlagader der italienischen Anleihemärkte von schädlichem Schulden-Cholesterin freihalten (müssen). Die EZB ist gezwungenermaßen die Intensivstation für die italienische Finanzpolitik. So viel zum Thema Unabhängigkeit der Notenbank.

Nichts ist so mächtig wie eine (Schulden-)Idee, deren Zeit gekommen ist

Der Teufelskreis dieser Schuldenpolitik wird einfach ignoriert. Wenn die Regierung in Rom zu Schnäppchenpreisen viele neue Staatsschulden machen darf, gibt es noch weniger Anreize, dringend notwendige Reformhausaufgaben zu erledigen. Dann werden Unternehmen der Reformwüste Italien noch mehr den Rücken kehren. Wird insofern die Wirtschaftslage noch schlechter, müssen noch mehr Staatsschulden gemacht werden, die weiter gebilligt und von der EZB finanziert werden, was die Regierung veranlasst, noch weniger Reformen zu machen.

Im Übrigen gilt gleiches Schulden-Recht für alle. Warum sollten Portugal oder Spanien dann aber noch Reformhausaufgaben machen, die das Risiko der eigenen Abwahl erhöhen. Im Grunde ist man doch in vielen Euro-Ländern froh, dass Italien den Stabilitätsbann bricht. Die EU gewährt neue Schulden und die EZB finanziert sie.

Europa wird sich nach einer kurzen Zeit der Stabilitäts- final in eine Romanische Schuldenunion verwandeln. Das ist der Preis der verstärkten Europäischen Integration. Damit mag Europa nach außen glänzen wie ein polierter Apfel. Aber wirtschafts- und finanzpolitisch ist der Wurm drin.

Aber wahrscheinlich wird man das in Brüssel noch als Bio verkaufen.   

Autor Rober Halver leitet die Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank in Frankfurt.

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