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Rückschläge bergen Kaufgelegenheiten Geldpolitische Maßnahmen befeuern weiter die Kurse

Wolfgang Juds von Credo Vermögensmanagement
Wolfgang Juds von Credo Vermögensmanagement
Nur in den USA scheint die Konjunktur robust zu sein. Doch die Notenbanken lassen die Anleger jubeln. Mit unkonventionellen Maßnahmen bringt die EZB die Investoren in Stimmung - Die Liquiditätsparty geht weiter.

Der EZB-Rat hat in seiner Sitzung vom letzten Donnerstag beschlossen, den Leitzins weiterhin bei 0,05 Prozent zu belassen. Dabei hat EZB-Chef Mario Draghi eine weitere Lockerung der Geldpolitik in Aussicht gestellt.

Die EZB plant weitere Anleihekäufe. Zunächst sollen Pfandbriefe und kreditverbriefte Wertpapiere gekauft werden, um die Banken zu entlasten. Die EZB plant eine Ausweitung ihrer Bilanzsumme um eine Billion Euro auf das Niveau von 2012.

Damals lag die Bilanzsumme bei etwa drei Billionen Euro. Unvorstellbare Beträge. Auch die Bank von Japan weitet ihre unkonventionelle Geldpolitik weiter aus.

Seit Mitte der Woche ist bekannt, dass die japanische Notenbank ihre jährlichen Anleihekäufe auf 80 Billionen Yen hochschraubt. Die Effekte dieser lockeren Geldpolitik auf die Realwirtschaft sind bislang gering.

Ebenfalls in der letzten Woche hat sich Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble zu Wort gemeldet und ein Investitionsprogramm der Bundesregierung über 10 Milliarden Euro für Infrastrukturmaßnahmen angekündigt.

Unterstützt werden könnte es noch durch entsprechende Kreditprogramme der Förderbank KfW. Auch die Politik lässt nichts unversucht, um die Wirtschaft zu stabilisieren und Wachstum zu generieren.

Warum bewirkt die Geldpolitik so wenig?

Diese Frage muss man stellen angesichts der gigantischen Beträge, die die Notenbanken in den Geldkreislauf pumpen. Eine Antwort dafür sehen die Ökonomen im Bankensektor, der die Liquidität nicht in neue Kredite umsetzt.

Kleine Betriebe vor allem in Südeuropa können nicht investieren, weil sie keine Kredite bekommen. Allerdings erklärt diese Theorie die aktuelle Lage nur zum Teil, denn auch die großen Konzerne halten sich mit Investitionen zurück, obwohl die Zinsen auf einem Rekordtief sind und sie den Zugang zu den Krediten und zum Kapitalmarkt besitzen.

Eine andere Antwort gibt der amerikanische Professor Atif Mian, der an der Princton Universität lehrt. Zusammen mit dem Harvard-Ökonomen Amir Sufi verfasste Mian das Buch „House of Debt“.

Mian sieht in den Zusammenbruch des US-Häusermarktes in 2007/2008 und dessen Auswirkungen einen der Hauptgründe für die aktuelle Krise. Durch die hohe Verschuldung vieler Amerikaner und die Verarmung des Mittelstandes fehlt es an der Nachfrage nach Konsumgütern.

Zusätzliche Liquidität der Notenbanken kann die fehlende Nachfrage nicht ausgleichen. Diese Situation finden wir auch in vielen südeuropäischen Staaten vor.

Durch die hohe Arbeitslosigkeit fehlt das Geld, um sich Konsumgüter überhaupt leisten zu können. Es lohnt sich, die ausgetretenen Pfade der Geldpolitik zu verlassen und andere Lösungsansätze zu prüfen.

Sind die Stürme bereits vorbei?

In den letzen Wochen kam es an den internationalen Börsen zu heftigen Schwankungen. Der Dax verzeichnete am 16. Oktober sein vorläufiges Jahrestief bei 8.355 Punkten.

Inzwischen kam es zu einer deutlichen Erholung auf 9.400 Punkte. Treiber waren nur zum Teil positive Unternehmensnachrichten wie jüngst die von der Allianz.

Vor allem haben die Maßnahmen der japanischen Notenbank und der EZB die Kurse befeuert. In den nächsten Wochen wird es zunehmend darauf ankommen, wie sich die Konjunktur entwickelt.

Langfristig können sich die Aktienkurse der Realwirtschaft nicht entziehen. Allerdings besteht auch die Möglichkeit, dass die geplanten Investitionsprogramme greifen und positive Effekte haben.

Allerdings wirken derartige Programme naturgemäß langfrist und erst mit zeitlicher Verzögerung. Anleger sollten sich daher weiterhin auf größere Schwankungen an den Märkten einstellen – und ausnutzen.

Rückschläge an den Märkten sind Kaufgelegenheiten, zumal auf absehbare Zeit nicht mit steigenden Zinsen zu rechnen ist.

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