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Aktualisiert am 27.10.2010 - 17:36 Uhrin Alternative InvestmentsLesedauer: 5 Minuten

Sachwerte: Prost Mahlzeit

Quelle: Fotolia
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Das Wort Ausschüttung nimmt Sybille Kuntz wörtlich. Wer der Mosel-Winzerin 2.500 Euro leiht, bekommt jedes Jahr mindestens drei Kartons à sechs Flaschen Wein. Geld gibt es nicht. Betrinken muss sich deshalb aber niemand. Denn Kuntz produziert edle Tropfen. Rund 70 Prozent der Jahresproduktion gehen an die gehobene Gastronomie im Ausland. Ihre Riesling-Weine stehen etwa auf der Karte des New Yorker Nobelrestaurants „Per Se“ und des Elsässer Drei-Sterne-Hauses „Jean Georges“. „Ihre Weine ähneln Smaragden, sind geschliffen und anspruchsvoll“, so ein Kritiker.

7,5 Prozent Flüssigzins gibt es pro Jahr. Bei einem Kredit von 2.500 Euro ist das Wein im Wert von 187,50 Euro. Wie viele Flaschen Kuntz-Riesling insgesamt ausgeschüttet werden, hängt davon ab, in welcher Preisklasse sich die Geldgeber ihren Wein aussuchen.

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Wer weniger bestellt, als er Zinsen bekommt, kann diese auf das nächste Jahr vortragen. „Es verfällt nichts, aber es gibt auch keinen Zinseszins“, sagt Kuntz. Am Ende der Mindestlaufzeit von fünf Jahren zahlt die Winzerin das Darlehen zurück, in bar, „lieber allerdings in Wein“. Die Gläubiger haben aber auch die Möglichkeit, ihr Genussrecht immer wieder um ein Jahr zu verlängern. Kuntz: „Die Mehrheit meiner Investoren geht in die Verlängerung.“

Der Tisch ist gut gedeckt

1994 hat Kuntz ihren Kunden zum ersten Mal das Weingenussrecht angeboten und wurde damit zur Pionierin der Natural-Anlagen. Inzwischen gibt es viele Nachahmer, vor allem in der Genussmittelbranche. Nicht nur Wein, auch Bier, Kaffee, Käse, Gemüse oder Schokolade können sich Investoren einverleiben.

Einer der bekanntesten Substanzwerte ist die Kuh-Aktie von Öko-Bauer Mathias von Mirbach. Ab 500 Euro können sich Anleger Anteile an seiner Kuhherde im schleswig-holsteinischen Kattendorf sichern. Alternativ gibt es auch eine Kalb-Aktie für 100 Euro. Ebenso wie bei Winzerin Kuntz können die Anteile weiterverkauft, vererbt oder – nach einer dreijährigen Mindestlaufzeit – zurückgegeben werden und behalten ihren Nennwert.

Keiner will Bargeld

Als Rendite zahlt der Bauer 2,5 Prozent in bar oder 5 Prozent in Naturalien aus dem Hofladen. Von Fleisch und Wurst über Eier und Gemüse – die Dividende reicht für einen gut gedeckten Tisch. „Keiner will Bargeld“, so von Mirbach. Auch das Kuh-Papier ist keine Aktie, sondern ein Genussschein, wie die meisten der Natural-Anlagen. Das ist eine Mischform zwischen Unternehmensbeteiligung und festverzinslichem Wertpapier. In der Regel gibt es eine jährliche Verzinsung, und am Ende der Laufzeit wird der Nominalbetrag zurückgezahlt. Bis zu 14 Prozent pro Jahr versprechen einige Substanzwerte.

Die Rendite ist jedoch schwer kalkulierbar. Zwar ist der Zins festgeschrieben, aber wie viel Naturalien die Investoren für ihr Geld bekommen, schwankt mit deren Preisen. Wind und Wetter sind für die Wertentwicklung wichtiger als Konjunkturverlauf und Zinspfad.