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SAM Award für Adidas: Wie nachhaltig sind Fußballschuhe?

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DAS INVESTMENT.com: Wie kommen diese Stoffe denn überhaupt in die Kleidung, wenn man die Auswirkungen gar nicht genau kennt?

Henke: Da suchen sie die Nadel im Heuhaufen. Schließlich können sie immer nur auf der Basis bestehender Informationen agieren. Die Stoffe gelten aktuell als unbedenklich, sonst würden wir sie nicht verwenden. Doch in der Chemie ist es enorm schwierig vorherzusagen, ob eine Substanz in einigen Jahren aufgrund neuerer Erkenntnisse vielleicht doch nicht so gut ist, wie man anfangs dachte.

DAS INVESTMENT.com: Ist Adidas das schon passiert?

Henke: Klar, wie allen anderen auch. Wir arbeiten aber mit einem Netzwerk von Wissenschaftlern und externen Prüfungsinstituten zusammen, die uns helfen, weit über die Forderungen des Gesetzgebers hinweg, frühzeitig zu beurteilen, ob eine Substanz kritisch ist. Wenn ja, suchen wir Ausstiegsstrategien. So sind wir beispielsweise im Jahr 2000 der erste Konsumgüter-Hersteller gewesen, der PVC  komplett aus seinen Produkten verbannt hat, obwohl das Material sehr preisgünstig, qualitativ hochwertig und einfach zu verarbeiten war. Die Konkurrenz ist uns gefolgt. Heute finden sie keinen einzigen großen Sportartikelhersteller, der noch PVC in seinen Produkten nutzt.

DAS INVESTMENT.com: In meiner Küche finden Sie das noch.

Henke: Das ist auch etwas anderes, hier wird das Material in einem langlebigen Produkt eingesetzt und nicht  körpernah. Aber wenn ich das im Fußballschuh als Schaftmaterial nutze, das direkt am Körper getragen wird und am Ende in der Müllverbrennung landet, ist das durchaus kritisch zu sehen. So haben wir beispielsweise auch auf eine Vielzahl von antibakteriellen Ausrüstungen in Stoffen verzichtet und setzen, wenn überhaupt,  in erster Linie hier Applikationen auf Silberbasis ein. Sicher ist dabei nur eines: Das Thema muss ständig beobachtet werden.

DAS INVESTMENT.com: Stichwort Kontrolle: Wie sicher können Sie sein, dass nicht irgendein Lieferant eine der kritischen Substanzen verwendet, seinen Angestellten zu niedrige Löhne zahlt, oder sie unmenschlich lange arbeiten lässt?

Henke: Wir überwachen, schulen und beraten unsere Lieferanten mit einem Team von 65 Experten nach den Vorgaben unseres Verhaltenskodex. Darin ist unter anderem geregelt, dass wir  beispielsweise keine Heimarbeit gestatten. Es müssen Fabriken im formellen Sektor sein, weil sie so etwas sonst eben nicht kontrollieren können. Wir veröffentlichen als eine der ganz wenigen Firmen überhaupt unsere gesamte Lieferantenliste auf unserer Internetseite.

DAS INVESTMENT.com: Wie genau läuft die Überwachung?

Henke: Wir haben ein sehr transparentes Verwarnsystem. Nach drei Verwarnungen ist der Lieferant raus. Dafür machen wir Kontrollen, zu denen wir uns in der Regel anmelden. Wir wollten die Misstrauensprämisse nicht. Wenn wir aber konkrete Hinweise auf Verstöße gegen unseren Verhaltenskodex haben  beziehungsweiseuns gegenüber etwas verheimlicht wird, dann stehen wir auch mal unangekündigt nachts um 23:00 Uhr vor der Tür. Außerdem sind wir seit 1999 Mitglied der Fair Labor Association, die unangekündigte Kontrollen macht.

DAS INVESTMENT.com: Wie erfahren Sie, dass Ihnen etwas verheimlicht wird?

Henke: Wir haben ein großes Netzwerk an lokalen Organisationen in den jeweiligen Beschaffungsländern. Und wir führen Arbeiter-Interviews auch außerhalb der Betriebe.

DAS INVESTMENT.com: Müssen Sie sich oft von Lieferanten trennen?

Henke: Im vergangenen Jahr haben wir uns von dreizehn Lieferanten getrennt. Die Gründe dafür sind beispielsweise Unterschlagung von Information, etwa wenn ein großer Betriebsunfall verschwiegen wird, massive Überstunden oder doppelte Buchführung. Es kann aber auch sein, dass das Management die Dinge, die uns wichtig sind, einfach nicht proaktiv angehen will.

DAS INVESTMENT.com: Noch ein proaktiver Tipp: Wer gewinnt die Europa-Meisterschaft? Und trägt die Mannschaft Schuhe von Adidas?

Henke: Meine Favoriten sind Deutschland und Spanien. Beide Mannschaften werden von Adidas ausgerüstet. >> Mehr über die Gewinner des SAM-Awards

>> Zum Nachhaltigkeitsbericht von Adidas

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