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Aktualisiert am 17.02.2017 - 14:30 Uhrin Inflation & DeflationLesedauer: 6 Minuten
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Schroders-Chefökonom Keith Wade „Diese Anlage könnte statt Gold zum Safe-Haven-Investment werden“

Keith Wade, Chefökonom der britischen Fondsgesellschaft Schroders
Keith Wade, Chefökonom der britischen Fondsgesellschaft Schroders

DAS INVESTMENT.com: Herr Wade, Sie sehen in den USA eine Inflation heraufziehen -  was beunruhigt Sie daran genau?

Keith Wade: Wir sehen in den USA die Headline-Inflation schon ansteigen. Uns beunruhigt, dass Trump offensichtlich eine Politik ansteuert, die die Wirtschaft noch ankurbeln will. Dabei ist der Arbeitsmarkt schon sehr gesättigt.

Donald Trump hat versprochen, 25 Millionen neue Jobs zu schaffen ...

Wade: Das ist sehr schwer, wenn es nur acht Millionen Arbeitslose gibt. Die Arbeitslosigkeit in den USA liegt bei rund 5 Prozent.

Die Löhne beginnen den letzten Daten zufolge gerade ein bisschen anzusteigen. Wenn man Steuererleichterungen schafft und so die Wirtschaft anschiebt, schafft man Wachstum in der näheren Zukunft. Der enge Arbeitsmarkt wird höhere Lohnzuwächse verzeichnen. Das wird dann allerdings übergehen in eine hohe Inflation. Das Problem wird sein: Auch wenn man Lohnerhöhungen und eine höhere Produktivität hat, kann die Inflation ansteigen, so dass es eigentlich gar keinen realen Lohnzuwachs gibt. Ich sehe die Inflationsgefahr eher vonseiten des Arbeitsmarkts aufziehen.

Die andere Quelle für Inflation in den USA kommt wiederum von den angestrebten Zöllen: Wenn man China mit Zöllen belegt, wird ebenfalls die Inflation anziehen: China ist einer der größten Handelspartner der USA. Viele Güter, von iPhones bis zu Waschmaschinen, kommen aus China. Die Inflationsgefahr kommt also auch von einer protektionistischen Handelspolitik.

Welche Inflationsrate sagen Sie voraus?

Wade: Richtig bemerkbar machen wird sich ein Wandel erst 2018. Dann wird die Inflation sich in Richtung drei Prozent bewegen.

Wieso sehen Sie eine Inflation eigentlich als Gefahr an? Die Notenbanken versuchen seit Jahren, durch eine lockere Geldpolitik die Geldentwertung anzukurbeln. Inflation müsste also doch etwas Erstrebenswertes sein.

Wade: Es kommt auf den Ausgangspunkt an. Wenn es in der Eurozone bereits deflationäre Tendenzen gibt und die Wirtschaft noch Kapazitäten für Wachstum hat, dann bleibt Raum, dass auch die Inflation ansteigen kann. Die meisten Ökonomen sagen, dass Inflationsraten von zwei oder 2,5 Prozent nicht allzu schädlich sind. Wenn die Inflation anzieht, werden Arbeitnehmer im nächsten Jahr größere Lohnerhöhungen fordern, weil sie sehen, dass es ihnen nicht besser geht. Man kann in eine Lohn-Preis-Spirale geraten. Diese Gefahr sehe ich vor allen Dingen in den USA.

Wieso vor allen Dingen dort?

Wade: Die USA sind eine ziemlich geschlossene Wirtschaft. Es kann sich dort eine eigene Lohn-Preis-Spirale entwickeln – auch wenn im Rest der Welt die Wirtschaft sich eher träge entwickelt und es niedrige Inflationsraten gibt. Ein bisschen Inflation ist gut, auch für Europa. Da sehen wir nicht so eine Lohn-Preis-Spirale voraus.

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