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Schroders-Strategiechef vom Weltwirtschaftsforum in Davos Diese 5 Trends werden die Märkte bewegen

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3. Politischer Wandel – Die Konsequenzen für Zentralbanken

Was bedeutet ein politischer Regimewandel für Zentralbanken und die Entwicklung von Vermögenspreisen? Während sich die meisten darüber einig waren, dass der Reflationshandel insbesondere in den USA der wichtigste Wendepunkt für Vermögenspreise sein wird – und vermutlich das Ende des 30-jährigen Bullenmarktes für Anleihen – gab es kaum Konsens darüber, wie reibungslos der Übergang verlaufen wird. Angesichts dessen, dass wir 2016 an die praktischen Grenzen der Geldpolitik gestoßen sind – man denke nur an die gefährlichen Experimente mit Negativzinsen – verwundert es kaum, dass die Anleger einen Wandel in der Steuer-, Regulierungs- und Handelspolitik herbeisehnen. Die Auswirkungen auf Vermögenspreise, Marktliquidität, Volkswirtschaften von Schwellenländern und Kapitalflüsse in Schwellenländer zählen dabei zurzeit  zu den wichtigsten Themen von Zentralbanken, Bankern und Anlegern.

Meiner Ansicht nach sollten die Korrelationen zwischen Anlageklassen infolge der Einschränkung der quantitativen Lockerungspolitik durch die Zentralbanken dramatisch fallen. Eine größere Divergenz von Vermögenswerten, Sektoren und Wertpapier-Performance könnte sich für scharfsinnige Anleger ebenfalls als positiv erweisen.

Im nächsten Schritt sollten wir unbedingt über die Vermögenswerte nachdenken, deren Kurse von der quantitativen Lockerungspolitik nach oben gehievt wurden. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Zinsen mit steigender Inflation schneller steigen als angenommen. Während sich die Märkte an moderat handelnde Zentralbanken und „länger niedrigere Zinsen“ gewöhnt haben, ist der Ausstieg aus dem außergewöhnlichen Finanzexperiment alles andere als klar. Ein Ausstieg wird voraussichtlich viel stärkere Neubewertungen und Rotationen nach sich ziehen als bisher.

Diskussionen über Staatsanleihen der europäischen Peripherie sind allgegenwärtig. Die Fiskalpolitik in der Eurozone befindet sich weitgehend im Tiefschlaf und sie reicht trotz verringerter Belastung durch die Geldpolitik nicht aus, um Strukturprobleme zu lösen. Kapitalgeber vermuten daher, dass die Europäische Zentralbank weiterhin eine moderate Politik betreiben und ihre quantitative Lockerungspolitik schrittweise zurückfahren wird. Demzufolge könnten uns die Negativzinsen bis 2019 erhalten bleiben. Die Neubewertung zehnjähriger US-Staatsanleihen könnte ihnen aber einen Strich durch diese Rechnung machen. Positiv bleibt anzumerken, dass der jüngste Inflationsanstieg in Deutschland und das zunehmende globale Wachstum viel schneller zu einer Anpassung der europäischen Zinssätze führen könnten.