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Schuldenlast US-Anleihen – bleiben oder gehen?

Neue Fed-Chefin Janet Yellen. (Foto: Getty Images)
Neue Fed-Chefin Janet Yellen. (Foto: Getty Images)
Am Ende des ersten Quartals 2014 erscheinen Überlegungen zu den jüngsten Ereignissen, die sich auf die von uns verfolgten Rentenmärkte ausgewirkt haben, notwendig.

Ein viel diskutiertes Thema ist ein möglicher politischer Kurswechsel der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) unter neuer Leitung. Da Janet Yellen bereits stellvertretende Fed-Vorsitzende war, jahrelang mit Ex-Chef Ben Bernanke und anderen Fed-Vertretern zusammengearbeitet hat und ihrem Vorgänger ideologisch nahe steht, rechnen wir nicht mit größeren Veränderungen.

Die Fed dürfte die allmähliche Drosselung der Anlagenkäufe fortsetzen

Vielleicht könnte der Ansatz der neuen Fed-Chefin etwas expansiver werden und ihre Tonart etwas energischer als früher, doch insgesamt sehen wir keinen Grund zu der Annahme, dass die Fed von ihrem bisherigen Kurs abweicht.

Nach der März-Sitzung der Fed hat sich unsere Auffassung weitgehend bestätigt, denn der Ausschuss bekannte sich offiziell zur Beibehaltung der lockeren Politik und des aktuellen Tempos zur Rückführung des Anlagenkaufprogramms.

Künftig dürfte die Fed, sofern keine drastische Veränderung des gesamtwirtschaftlichen Ausblicks eintritt, ihre allmähliche Drosselung der Anlagenkäufe fortsetzen und könnte irgendwann im vierten Quartal dieses Jahres aus dem Programm aussteigen.

Eine erste Zinserhöhung wird für Mitte 2015 erwartet


Bemerkenswert war, dass Janet Yellen auf der Pressekonferenz nach der Sitzung auf eine potenzielle Frist von sechs Monaten nach Beendigung der Anlagenkäufe bis zu einer potenziellen ersten Heraufsetzung der Kurzfristzinsen anspielte.

Der Markt wertete ihre Äußerung per saldo als Ankündigung der ersten Zinserhöhung für etwa Mitte 2015. Dieser Zeitrahmen erscheint uns im Großen und Ganzen angemessen.

Die Inflation lässt die Zinsen nur allmählich steigen

Trotz der etwas wahrscheinlicheren Aussicht auf höhere Zinsen gibt es allerdings gleich mehrere Gründe, aus denen wir nicht mit einer ausgeprägt negativen Reaktion der US-Wirtschaft rechnen.

Erstens hat die Fed klargestellt, dass sie in absehbarer Zukunft keine Anhebung der kurzfristigen Zinsen plant. Dazu kommt ein vergleichsweise harmloser Inflationsausblick, sodass wir auch nicht mit deutlich höheren längerfristigen Zinsen rechnen. Infolgedessen gehen wir im Grunde von einem sehr allmählichen Zinsanstieg aus. Außerdem könnte der Konsumsektor, auf den in den USA in der Vergangenheit der größte Teil der Wirtschaftsaktivität entfiel, der Wirtschaft unseres Erachtens weiter Rückenwind geben.

Die Finanzlage der US-Verbraucher hat sich gebessert, unterstützt durch bessere Arbeitsmarktaussichten. Das könnte viel zum Ausgleich potenziell negativer Effekte steigender Zinsen beitragen und der Wirtschaft weiterhin sukzessive Zuwächse ermöglichen. Rückblickend sind keine wesentlichen positiven Auswirkungen niedrigerer Zinsen auf die US-Wirtschaft bei Einsetzen der Erholung festzustellen, und wir rechnen nicht unbedingt mit einer heftigen negativen Reaktion, wenn die Zinsen wieder anziehen.

Das Haushaltdefizit steht ganz oben auf der Problemliste der USA

Trotz unseres insgesamt zuversichtlichen Ausblicks zeichnen sich unserer Ansicht nach Probleme ab. Mit besonderer Besorgnis verfolgen wir das US-Haushaltsdefizit. Trotz der Verbesserungen, die wir in den letzten Jahren beobachten konnten, wächst die US-Verschuldung – wenn auch langsamer. Noch bedeutsamer ist aber womöglich, dass offensichtlich derzeit der politische Wille fehlt, dieses Problem anzupacken.

Wir halten die Lage zwar kurzfristig nicht für besorgniserregend, doch die Aussichten auf steigende Schuldenlast in Verbindung mit potenziell höheren Zinsen sprechen unseres Erachtens nicht für rosige langfristige Konjunkturaussichten. Aus diesem Grund steht die Staatsverschuldung ganz oben auf der Liste unserer wirtschaftlichen Sorgen um die USA.

Vor diesem makroökonomischen Hintergrund haben wir beobachtet, wie manche Renteninvestoren nach Diversifizierung und potenziell höheren Renditen außerhalb der USA streben. Dass verschiedene Länder und Regionen mit höheren Zinsen, besseren Wachstumsaussichten und niedrigeren Schulden aufwarten als die USA, ist uns natürlich nicht entgangen.

In erster Linie verweisen wir diesbezüglich auf Asien ohne Japan und Osteuropa als zwei Regionen, in denen wir auf den globalen Rentenmärkten nach wie vor besondere Chancen erkennen.

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