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Schwellenländer Endlich wieder Renditen

Recep Tayyip Erdogan, Türkischer Premier. Gegen seinen Willen erhöhte die Zentralbank den Leitzins von 4,5 auf 10 Prozent, da die türkische Lira stark an Wert verloren hat. (Foto: Bloomberg)
Recep Tayyip Erdogan, Türkischer Premier. Gegen seinen Willen erhöhte die Zentralbank den Leitzins von 4,5 auf 10 Prozent, da die türkische Lira stark an Wert verloren hat. (Foto: Bloomberg)
Am Vormittag des 12. Februar 2014 hält Lutz Röhmeyer eine Online-Konferenz mit Kunden – und erlebt eine Überraschung. Denn er bekommt weit weniger Feuer von seinen Anlegern als zuvor befürchtet.

Dabei hatte er sich sogar auf unangenehme Fragen gefreut. „Ich mag das, weil ich dann Irrtümer aufklären oder Dinge erklären kann“, sagt der Fondsmanager von LBB-Invest. Doch offensichtlich waren seine Kunden über das Minus des Weltzins-Invest im abgelaufenen Jahr nicht so überrascht, wie es dessen Fondsmanager befürchtet hatte.

Röhmeyer bewegt sich in derzeit schwierigem Terrain, denn er kauft hochverzinsliche Anleihen in fremden Währungen, meistens Papiere aus Schwellenländern. Deren Währungen haben zuletzt gegenüber dem Euro kräftig an Wert verloren. Die Nachfrage nach entsprechenden Anleihen brach ein, ließ die Kurse sinken und die Risikoaufschläge (Spreads) gegenüber risikofreien Anlagen aufklappen.



Die Investmentbank J.P. Morgan schätzt die Abflüsse 2013 allein aus Publikumsfonds auf 44 Milliarden Dollar. Das seien 14 Prozent des Vermögens in Schwellenländer-Rentenfonds. Kein Wunder, dass Röhmeyer in so einem Umfeld mit allem rechnet.

Grund für den Kollaps nach jahrelangem Aufwind ist eine Zentralbank, die direkt gar nichts mit Schwellenländern zu tun hat. Nämlich die Fed in den USA. Seit sie im Mai 2013 das Tapering ankündigte, also künftig weniger heimische Anleihen kaufen zu wollen, stiegen dort die Renditen.

Heute bekommen Anleger für eine zehnjährige US-Staatsanleihe wieder fast 2,7 Prozent pro Jahr. Damit bleibt sogar nach Abzug der Inflation ein Gewinn. Das zieht viel Geld aus den risikoreichen Schwellenländern nach Hause.

Allerdings fließt es aus manchen Ländern besonders stark ab. „Vor allem Schwellenländer mit großen oder wachsenden Leistungsbilanzdefiziten geraten ins Scheinwerferlicht“, sagt Caroline Gorman, die bei Swiss & Global den Julius Bär Local Emerging Bond managt.

Durch das Tapering sei global weniger Geld vorhanden, um die Leistungsbilanzdefizite zu finanzieren. Das drücke die Währungen. Unter Anlegern wie Fondsmanagern beginnt nun das Rätselraten, wessen Währungen zu tief gesunken sind, wen es zu Unrecht getroffen hat und wessen Anleihen sich als Erstes wieder erholen.

Die Schnittmenge liegt bei Ländern mit noch recht gesundem Staatshaushalt und guten Handelsbeziehungen in die Industrieländer. Und das sind in Amerika vor allem Mexiko und in Europa Polen. Mexiko hat sich als neue, günstige Werkbank für die USA etabliert und einige drastische Reformen im eigenen Land durchgezogen.

„Es hat im Jahr 2014 durch höheres US-Wachstum, steigende Investitionen in den Ölsektor und eine attraktive, steile Zinskurve ansehnliches Potenzial“, bestätigt Jens Christian Thellesen, Anleihechef bei der dänischen Jyske Invest. Auch Polen lebt in einer lukrativen Symbiose, weil es gut an Deutschland angebunden ist.
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