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Schwellenländer-Managerin Galina Besedina über krisenfeste Geschäftsmodelle „Wir investieren in die Standardwerte von morgen“

Galina Besedina, Managerin des Comgest Growth GEM Promising Companies
Galina Besedina, Managerin des Comgest Growth GEM Promising Companies
DER FONDS: Wie unterscheidet sich der Comgest Growth Global Emerging Markets Promising Companies von Ihrem Flaggschiff-Fonds Comgest Magellan?

Galina Besedina: Beide Fonds investieren in Qualitäts-Wachstumsaktien aus den Emerging Markets. Der Magellan konzentriert sich dabei auf etablierte Gesellschaften, die gegenüber ihren Konkurrenten über ein Geschäftsmodell mit diversen Alleinstellungsmerkmalen verfügen. Mein Fonds hingegen versucht, solche Unternehmen bereits aufzuspüren, bevor sie sich im Markt etabliert haben. Im Idealfall wechseln diese dann, nachdem wir sie aufgespürt haben, irgendwann in den Magellan.

Gab es das in der Vergangenheit schon?

Oh ja, durchaus. Das war zum Beispiel bei Magnit aus Russland der Fall.

Der hohe Small-Cap-Anteil, den Ihr Fonds zurzeit aufweist, gehört also gewissermaßen zur DNA?

Das ergibt sich aus seiner Strategie. Zurzeit liegt der Anteil von Small und Mid Caps bei über 90 Prozent, im Magellan-Fonds sind es nur rund 10 Prozent. Zudem investiert der Comgest Growth GEM Promising Companies im Gegensatz zum Magellan auch in Frontier-Märkte wie Kenia, Vietnam oder Jordanien.

Gibt es Besonderheiten bei der Analyse von Nebenwerten aus den Emerging Markets?

Wir achten sehr darauf, wie die Unternehmen ihre Expansionspläne finanzieren wollen. Zum Teil sind die Finanzierungen sehr ambitioniert. Wir versichern uns daher, dass die Unternehmen genügend Kapital für ihre künftige Entwicklung selbst erwirtschaften und dass sie nur gering verschuldet sind.

Die wirtschaftliche Stimmung ist in vielen Emerging Markets zurzeit mau. Gibt es Firmen, die sich trotzdem bestens entwickeln?

Die meisten Unternehmen im Fonds entwickeln sich in diesem rauen wirtschaftlichen Umfeld besser als der Markt. Das kommt daher, dass viele von ihnen aus strukturell noch nicht so weit entwickelten Sektoren stammen. Das reicht vom Konsum über Gesundheit und Technologie bis hin zur Infrastruktur. Hier gibt es noch genügend Spielraum, um zu wachsen, trotz des derzeit ungünstigen Makro-Umfelds.

Haben Sie Beispiele?

In Thailand – vor allem außerhalb Bangkoks – gibt es wenig Kinos oder überhaupt Unterhaltungsangebote. Major Cineplex, Thailands größter Kinobetreiber mit über 70 Prozent Marktanteil, hat sein Angebot stetig ausgeweitet und durch moderne Kinos, eine kluge Konzessions-Politik und eine interessante Palette an lokalen Filmen Marktanteile gewonnen. Wir glauben, das Unternehmen kann sein Leinwand-Angebot in den nächsten fünf Jahren um weitere 50 Prozent steigern. Ein anderes Beispiel kommt aus Russland. Die Supermarktkette Lenta will in drei Jahren um 100 Prozent wachsen. Das Unternehmen liefert damit ein Wachstum von 30 Prozent in einer Volkswirtschaft, die 2015 um 5 Prozent schrumpfen soll. Oder nehmen Sie Discovery, einen südafrikanischen Lebensversicherer, der Wachstum durch ein einzigartiges Angebot generiert. Sein Vitality-Programm animiert die Versicherten zu einem gesünderen Leben und belohnt dies durch Rabatte auf Sportgeräte, Flugtickets und anderes.

Was ist mit chinesischen Unternehmen? Wie ordnen Sie die jüngsten Turbulenzen an den dortigen Aktienmärkten ein?

Wir haben den Kurssturz genutzt, um unsere Beteiligungen an Inner Mongolia Yili, Zhengzhou Yutong und Kerry Logistics zu günstigen Bewertungen aufzustocken. Die Eingriffe der Regierung, um die Korrektur zu stoppen, sind wenig wünschenswert, da sie letztlich den Preisfindungsmechanismus behindern. Die Volatilität an den chinesischen Märkten dürfte anhalten. Wir sind von den chinesischen Unternehmen, die wir besitzen aber nach wie vor überzeugt. Ihr Geschäft ist weiter gut aufgestellt und die Wachstumsaussichten sind vielversprechend.

Im kommenden Jahr finden die Olympischen Spiele in Brasilien statt. Sehen Sie dadurch irgendwelche Anlagechancen?

Brasilien muss zurzeit durch eine scharfe wirtschaftliche Anpassung und eine tiefe politische Krise. Das hat zum schwächsten Wirtschaftswachstum seit 30 Jahren geführt. Und auch wenn die Olympischen Spiele starke Aufmerksamkeit auf ein Land oder eine Stadt lenken, so bleibt es doch ein Zwei-Wochen-Event. Nach der Fußball-WM 2014 ist eins klar: Die Einkünfte werden tendenziell überschätzt, die Kosten unterschätzt. Als Stockpicker suchen wir nach Unternehmen, die weniger anfällig für wirtschaftliche Zyklen sind. Auch wenn einige unserer Unternehmen für Rio 2016 gut positioniert sind: Wir hätten sie nicht gekauft, wenn wir sie nicht als langfristige Gewinner sähen.

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