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Schwellenländer-Unternehmensanleihen „Attraktiver Sektor trotz negativer Renditen globaler Anleihen“

Colm McDonagh von Insight Investment (BNY Mellon)
Colm McDonagh von Insight Investment (BNY Mellon)
Unserer Ansicht nach durchlaufen einige Schwellenländermärkte nach einer langen Phase ausgeprägter Wertschwankungen auf volkswirtschaftlicher Ebene inzwischen allmählich eine Talsohle. Gleichzeitig verbessern sich die Wachstumsprognosen ebenso wie die Wachstumsdifferenzen. Parallel dazu haben einige Währungen zuletzt abgewertet, während die Zinsen gesunken sind. Insgesamt sollten alle diese Faktoren Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern unserer Einschätzung nach zugutekommen.

In der Vergangenheit waren Anleger in Unternehmensanleihen aus Schwellenländern tendenziell untergewichtet, weil sie übermäßige Wertschwankungen und potenzielle Rückschläge befürchteten. Angesichts des aktuellen Umfelds niedriger Renditen und Zinsen bietet diese Anlageklasse unserer Ansicht nach ein beträchtliches Ertragspotenzial. Dies gilt vor allem im Vergleich zu etablierteren Märkten wie insbesondere Hochzinsanleihen. Außerdem halten wir die Bewertungen momentan für attraktiv, da ein Großteil aller Anleihen weltweit inzwischen negativ verzinst wird.

Marktumfeld stützt Unternehmensanleihen mit höheren Bonitätsratings

Darüber hinaus hat sich der Sektor der Schwellenländer-Unternehmensanleihen im Laufe der Zeit beachtlich entwickelt und umfasst mittlerweile ein Volumen von 1,7 Billionen US-Dollar, das sich auf immer mehr Emittenten verteilt. Außerdem bietet dieses Segment eine Vielzahl struktureller Anlagechancen. Oftmals weisen Unternehmen, die neu an den Markt kommen, eine hohe Bonitätsqualität auf. So sind die Verschuldung sowie die Ausfallraten dieser Firmen häufig wesentlich niedriger als in eher etablierten Märkten.

Wir vertreten zudem die Auffassung, dass Anleihen von Unternehmen mit höheren Bonitätsratings von dem aktuellen Umfeld am meisten profitieren sollten. Diese Papiere werden nämlich durch den Umstand gestützt, dass sich die Renditen von US-Staatsanleihen ebenso wie die lokalen Zinsen momentan auf einem Rekordtief befinden. Was das potenzielle Rückschlagrisiko betrifft, so erwarten wir bei Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern in den nächsten Monaten keinen überraschenden Anstieg der Ausfallraten. Im Gegenteil: Von der Zahl der Kreditausfälle im US-Hochzinssektor sind Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern derzeit weit entfernt.

Erwartete Turbulenzen nach EU-Referendum

Nach dem Brexit-Votum rechnen wir damit, dass die Aussichten für die Märkte weltweit volatil bleiben werden. Außerdem hoffen wir, dass die etablierten Börsenplätze von schwerwiegenden Schocks verschont bleiben. Obwohl unser Schwellenländer-Team im Nachgang des Referendums gewisse Turbulenzen erwartet, dürften diese unserer Einschätzung nach in erster Linie aber die osteuropäischen Schwellenländer betreffen, in denen das Team lediglich moderat engagiert ist. Unserer Meinung nach wird der Austritt Großbritanniens aus der EU auf Schwellenländer-Unternehmensanleihen aus anderen Regionen wie Asien und Lateinamerika tendenziell keine bedeutenden Auswirkungen haben.

Wir haben im Vorfeld des EU-Referendums aber recht vorsichtig agiert und die Liquiditätsreserve des BNY Mellon Emerging Markets Corporate Debt Fund Ende Juni auf 10 Prozent erhöht. Gleichzeitig wurde die Ausrichtung auf Hochzinsanleihen verringert. In der Folge sank die Duration des Fonds und entsprach zuletzt der des Index. Auf regionaler Ebene hat das Team die Engagements in Mittel- und Osteuropa reduziert.

Strukturreformen und verbesserte Fundamentaldaten

Am zuversichtlichsten stimmen uns die sich verbessernden Fundamentaldaten in Indonesien, Brasilien und Peru. Diese Einschätzung spiegelt sich auch in unserer Übergewichtung an diesen Märkten wider. In Indonesien und Brasilien werden derzeit wichtige Strukturreformen umgesetzt, durch welche die Anfälligkeit dieser Staaten für externe Ereignisse nachlässt. Gleichzeitig betreiben die dortigen Notenbanken eine glaubwürdige und berechenbare Geldmarktpolitik. Das Portfolio ist in Asien hingegen untergewichtet, weil wir das Bewertungsniveau dieser Märkte für nicht so attraktiv halten.

Was die Portfoliopositionierung betrifft, so bleiben wir in Papieren mit Investment-Grade-Status untergewichtet, weil Hochzinsanleihen zurzeit einfach attraktiver bewertet sind. Deshalb ist die durchschnittliche Bonitätsqualität des Portfolios mit BB+ etwas niedriger als die der Benchmark (BBB). In Asien setzen wir auch weiterhin auf eine Übergewichtung in Indonesien wie auch in Europa in Russland, der Tschechischen Republik, Ungarn und Aserbaidschan. In Lateinamerika entfallen unsere Übergewichtungen auf Mexiko, Brasilien, Peru und Paraguay. Auf Branchenebene favorisieren wir Übergewichtungen in den Sektoren Öl und Gas sowie bei Konsumgütern. Im Gegensatz dazu sind wir in den Segmenten Finanzen, Mischkonzerne und Immobilien untergewichtet.

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