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in EXTRA Verkanntes RisikoLesedauer: 6 Minuten

Schwellenländer „Wir schlagen aus Panikphasen Kapital“

Anfang des Jahres 2014 gab es zugegebenermaßen eine Phase mit erhöhter Volatilität, doch unseres Erachtens bieten sich im weiteren Verlauf des Jahres durchaus interessante Chancen. Unser Team hat dieses Jahr viel Zeit vor Ort in verschiedenen Ländern zugebracht und die Ursachen für die Volatilität bewertet und hinterfragt.

Das erste Quartal 2014 erinnerte uns an das zweite Quartal 2013. Die Volatilität ging vor allem von der Drosselung durch die Federal Reserve (Fed) aus und zudemvon den Entwicklungen in bestimmten Schwellenländern und von den Ängsten vor schwächerem Wachstum in China. In vieler Hinsicht bestehen sogar Zusammenhänge zwischen diesen Faktoren. Wir konnten in stärkeren Ländern eine ausgesprochen rasche Erholung beobachten, sodass wir bereits von einer Trendwende ausgehen.

Am Ende werden es die fundamentalen Voraussetzungen sein, die langfristig die Ergebnisse beeinflussen. Deshalb wählen wir gezielt Länder aus, die unseres Erachtens aufgrund ihrer spezifischen Fundamentaldaten wie solide Leistungsbilanzen, angemessene Geldpolitik und gute Wachstumsaussichten über hohes langfristiges Potenzial verfügen.

Aktives Management bei steigenden Zinsen wichtig

Auf unserer Tokioreise wurde uns von Kunden häufig eine Frage gestellt, die uns so oder ähnlich bereits aus Europa und den USA vertraut war: Die Anleger wollten wissen, wie sie ihre Rentenportfolios in einem von steigenden Zinsen geprägten Umfeld besser managen können.

Unser aktueller Ansatz sieht eine sehr defensive Zinsposition vor. Wir verteilen Kapital aktiv über verschiedene Währungsmärkte, um bei anziehenden Zinsen möglichst positive Erträge zu erwirtschaften.

Unseres Erachtens sind aktives Management und globales Engagement unbedingte Voraussetzungen. Wir suchen nach Chancen auf annehmbare Renditen ohne zu hohe Zinsrisiken. Unserer Ansicht nach könnten fundamental starke Länder wie Südkorea und Mexiko solide und positive reale Renditen ohne hohe Zinsrisiken bieten.

Japans Liquiditätspumpe  

Um zu verstehen, wie sich die Drosselung des Anlagenkaufprogramms durch die US-Notenbank Fed im globalen Kontext auswirkt, gehört Japan im Grunde zu den wichtigsten Standorten und Schwerpunkten.

Die Fed hat zwar bereits mit der Straffung ihrer Politik begonnen, doch gleichzeitig startet die Bank of Japan (BOJ) ein groß angelegtes quantitatives Lockerungsprogramm. Die Fed wird also vermutlich keine weiteren Billionen Dollar mehr drucken, doch die BOJ ist dabei, umgerechnet eine Billion US-Dollar und mehr auf den Markt zu pumpen.

Angesichts der BOJ-Politik sollte die globale Liquidität meines Erachtens ausreichen, um die Kapitalströme der Weltwirtschaft zu stützen und den bestehenden globalen Aufschwung aufrechtzuerhalten. Wir gehen ziemlich fest davon aus, dass die Fed den Hahn zudreht und von übermäßig lockerer Politik abgeht. Dennoch befürchten wir keine globale Krise durch die Drosselungsmaßnahmen der Fed – umso mehr, als die BOJ offenbar den Liquiditätsentzug durch die Fed ausgleichen will.

Angesichts dieser Dynamik rechnen wir mit Wertverlusten des japanischen Yen. Das Yen-Dollar-Verhältnis ist einer der Bereiche, in denen wir Alphapotenzial erschließen wollen. Eine der Kernkomponenten unserer Währungsstrategie ist Long-Engagement im US-Dollar und Short-Engagement im japanischen Yen.

Schwellenländer: Nicht alle sind gleich


Mit Blick auf die Schwellenmärkte ist meiner Ansicht nach unbedingt zu beachten, dass sie nicht alle gleich sind. In einem Land wie der Türkei liegen ganz andere Entwicklungen vor als in einem Land wie Südkorea. Die Kräfte, die in Ländern wie der Türkei Besorgnis erregend waren – wie Leistungsbilanzdefizite, Haushaltsdefizite, unangemessene Geldpolitik – sind keinesfalls repräsentativ für die gesamte Vermögensklasse.

Viele Länder, darunter Malaysia, Ungarn, Polen und Mexiko, sind angesichts solider Leistungsbilanzpositionen und Wachstumsraten sowie einer proaktiven, vorausschauenden Geldpolitik unseres Erachtens gut aufgestellt, um einen politischen Kurswechsel der Fed zu verkraften.

Daher erachten wir die Marktvolatilität der letzten Monate als Chance zur Ausnutzung des Umstands, dass der Markt keine fundamentale Differenzierung vorgenommen und alle Schwellenländer in einen Topf geworfen hat. Dadurch konnten wir gelegentlich aus Marktpanik Kapital schlagen und halten uns für gut positioniert, um die Dynamik künftig zu unserem Vorteil zu nutzen.

China: Der Unterschied zwischen Qualität und Quantität des Wachstums

Jüngste Wachstumsprognosen aus China weisen für dieses Jahr auf eine Abschwächung hin. Es besteht jedoch ein großer Unterschied zwischen schwächerem Wachstum und einer Mäßigung des Wachstums in China, die auf einer gesunden Entwicklung hin zu mehr Wachstumsqualität beruht.

Bei unseren Aufenthalten in China wurden uns zwei Fragen gestellt. Erstens: Kann China nachhaltig um 7 Prozent  bis 7,5 Prozent  wachsen? Und zweitens: Führen die Probleme im Schattenbanksystem voraussichtlich zu einer Systemkrise im breiteren Kontext der chinesischen Wirtschaft?