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Showdown am Bosporus Darum sollte die Türkei-Krise Anleger nicht kalt lassen

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Auswirkungen der Krise

Während die aktuelle Lage der Türkei also bedenklich anmutet, stellt sich die Frage nach den möglichen internationalen Auswirkungen der Krise. Hierbei unterscheiden wir bei BlackRock direkte Auswirkungen auf Schwellenland-Aktienindizes, Ansteckungsgefahren für andere Schwellenländer, Kreditausfallrisiken bei Banken sowie Auswirkungen auf Handelsströme.

1. Auswirkungen auf EM-Aktienindizes:

Keine Frage: Die Krise in der Türkei geht nicht spurlos an Schwellenländern vorbei. Doch das Land ist gar nicht so bedeutsam, als dass nachhaltige Ansteckungseffekte denkbar wären. Mit rund 900 Milliarden US-Dollar macht die Wirtschaftsleistung der Türkei zuletzt weniger als ein Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIPs) aus. Im MSCI Emerging Markets Aktienindex zeichnen türkische Aktien nur für rund 0,5 Prozent der Gesamtmarktkapitalisierung verantwortlich.

2. Ansteckungseffekte unter Schwellenländern

Infektionen unter Schwellenländern könnten sich dort ergeben, wo Investoren ähnlich gelagerte Parameter beobachten. Beispielhaft sind Inflation, Leistungsbilanzdefizite, geringe Währungsreserven oder Abhängigkeiten etwa von Energieimporten. Der zwischenzeitlich massive Einbruch der indischen Rupie beispielsweise legt nahe, dass Investoren einige dieser Symptome als Ansteckungsgefahren identifiziert hatten. Allerdings ist in Indien die Inflation mit rund 5 Prozent deutlich niedriger als in der Türkei, ähnliches gilt für das Leistungsbilanzdefizit (2,3 Prozent). Die Währungsreserven stellen mit rund 15 Prozent des BIP einen robusteren Puffer dar als im Fall der Türkei (Ende Juni: 8 Prozent). Wir halten somit Ansteckungen auf andere Schwellenländer, in denen die Fundamentaldaten deutlich besser sind, für temporär.

3. Kreditausfallrisiken bei Banken:

Problematischer in Sachen möglicher Ansteckungseffekte erscheint hingegen das Türkei-Exposure europäischer Banken. In Summe belaufen sich die Forderungen europäischer Geldhäuser gegenüber der Türkei auf rund 175 Milliarden Euro. Gerade spanische Banken sind nach Zahlen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) mit circa 80 Milliarden Euro in der Türkei engagiert. Sie stehen unter Druck, da ein kompletter Forderungsausfall rein theoretisch knapp ein Viertel des Eigenkapitals der iberischen Banken auffressen würde. Für die deutsche Kreditwirtschaft dürfte hingegen kein allzu großes Ungemach drohen. Deutsche Banken haben gegenüber der Türkei gerade einmal Forderungen in Höhe von knapp 20 Milliarden Euro.

Exposure europäischer Banken in der Türkei:

                                                                                             Quelle: BIZ, Stand: August 2018

Vermutlich ist das Risiko eines massiven Forderungsausfalls europäischer Banken gegenüber der Türkei beherrschbar. Sollte es zu einer Wirtschaftskrise kommen, würden zwar die Kreditabsicherungskosten (CDS) einiger Häuser drastisch steigen und die Aktienkurse abstürzen. Für eine systemische Krise erscheint das Banken-Exposure jedoch nicht groß genug.