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Skrupellose Spekulationen: Barclays für Schmähpreis nominiert

Am letzten Freitag im Januar, zeitgleich mit dem Weltwirtschaftsforum in Davos, verleihen die Schweizer Nicht-Regierungsorganisation "Erklärung von Bern" und Greenpeace den Public Eye Award an das "sozial und ökologisch unverantwortlichste Unternehmen". Ob Umweltsünder, Katastrophenverursacher oder Horror-Arbeitgeber: Insgesamt sechs Unternehmen stehen für den Anti-Ehrenpreis zur Auswahl.

Eines davon ist die britische Investmentbank Barclays Capital. Die Entwicklungsaktivisten der Londoner Organisation World Development Movement nominierten die Bank, da sie auf Preise für Grundnahrungsmittel gewettet und damit den Hunger in der Welt verstärkt haben soll.

Spekulanten tragen zu Preissteigerungen bei

Barclays gehöre zu den Pionieren der Spekulation mit Agrarrohstoffen, erklärt World Development Movement-Aktivistin Amy Horton. Das Finanzinstitut sei mitverantwortlich für das Elend in den Entwicklungsländern, wo ein großer Teil der Bevölkerung in Armut lebt und bei steigenden Lebensmittelpreisen hungern muss.

Barclays sieht das anders und weist darauf hin, dass nicht Spekulationen, sondern Wetter, Exportbeschränkungen oder die steigende Nachfrage aus Schwellenländern wie China die Lebensmittelpreise bestimmen. „Eine beträchtliche Anzahl von Studien zeigt, dass Finanzgeschäfte wenig oder keinen Einfluss auf die Preise von Agrarrohstoffen haben", sagte eine Sprecherin der Bank gegenüber „Spiegel Online“.

World Development Movement hingegen zitiert Studien, demnach die Spekulanten zwar nicht den größten, aber doch einen erheblichen Anteil an Preissteigerungen verursachen.

Tepco ist Favorit

Mehrere Tausend Internetnutzer sehen es genauso: Mit 7.336 Stimmen rangiert Barclays auf Platz vier der Nominierten-Liste. Die Gewinnchancen der Bank sind allerdings eher gering: Unter den Konkurrenten befinden sich Firmen wie der japanische Atomkraftwerksbertreiber Tepco oder der Regenwälder vernichtende Bergbaukonzern Vale, die mit Abstand die beiden Spitzenplätze belegen. Auf dem dritten Platz folgt Samsung: Der Elektronikkonzern machte durch den Einsatz hochgiftiger Chemikalien, die zu Krebs bei zahlreichen Arbeitern geführt haben sollen, Negativschlagzeilen.

Was bringt die Preisverleihung?

Wer nun erwartet, dass die betroffenen Unternehmen die kritisierten Missstände als Reaktion auf die Nominierung abstellten, dürfte wohl enttäuscht werden: Obwohl die Preisverleihung bereits seit Jahren stattfindet, haben Public Eye-Organisatoren so etwas noch nicht erlebt.

Manchmal allerdings konnten öffentlichkeitswirksame Kampagnen kleine Erfolge verzeichnen. So reagierte der taiwanesische Foxconn-Konzern 2010 auf zahlreiche Medienberichte über die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen und Selbstmorde mehrerer Arbeiter und erhöhte die Löhne vieler Beschäftigter in China.

Auch die Deutsche Bank ließ anscheinend die öffentliche Kritik an ihren Agrarspekulationen nicht kalt: Das Finanzinstitut setzte eine internationale Arbeitsgruppe ein, die die Vorwürfe prüfen und Empfehlungen zum Umgang mit Rohstoffwetten abgeben soll.

>> Die Nominierten-Liste finden Sie hier

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