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Smarte Technologien Smart Home in der Immobilienwirtschaft

Wer heute als Makler die Informationen für ein neues Objekt sichtet, das er vermieten oder verkaufen will, sollte sich vor allem auf eine Frage der Interessenten gefasst machen: „Hat das Objekt smarte Technologien?“. Wie der Immobilienverband Deutschland (IVD) in einer Umfrage feststellte, sind mittlerweile nicht weniger als 37 Prozent der Käufer und 23 Prozent der Mieter an Smart-Home-Technologien interessiert. Dabei überrascht weniger die Verteilung der Präferenzen, sondern ihre schiere Höhe: Wer eigene Immobilien erwirbt, der tut dies meist auf lange Sicht und plant daher jetzt schon für die Zukunft mit ein. Und wer ein Objekt zur Miete bezieht, dem geht es hauptsächlich um die Wohnqualität. Ähnlich sieht es auch der Präsident des IVS, Michael Schick: „Wer ein Haus oder eine Wohnung zur Selbstnutzung erwirbt, beschäftigt sich mit allen Aspekten der Immobilie. Schließlich geht es in den meisten Fällen darum, sein Wohnumfeld auf lange Zeit zu planen. Hier wird, was Komfort und laufende Kosten betrifft, häufig langfristig vorgedacht. Deshalb ist es auch nicht überraschend, dass Käufer von Immobilien ein stärkeres Interesse an intelligenter Haustechnik zeigen als Mieter, die tendenziell eher für kürzere Zeitspannen Wohnräume suchen“



Sicherheit geht für viele vor

Ein weiterer interessanter Fakt der Umfrage, die bundesweit unter 6000 Immobilienfirmen durchgeführt wurde: Sicherheit steht für die meisten Interessenten weit oben auf der Wunschliste. Also vernetzte Kameras, Bewegungsmelder, sowie Rauchmelder und Alarmsysteme. Noch über dem Sicherheitsbedürfnis angesiedelt ist der Wunsch nach Komfort durch smarte Technologien: Vor allem vernetzte Unterhaltungselektronik ist momentan ein großer Renner. Etwa die Verbindung von Fernseher, Blu-Ray-Spieler, Soundsystem und Internet zu einem multimedialen Gesamtpaket. Ebenfalls beliebt: Verbundene Steuerungen von Rollläden und Heizung, beziehungsweise Klimaanlage. Vor allem diese Applikationen haben nicht nur mit Komfort zu tun, sondern auch dem Energiesparen: Ein Smart Home, das automatisch die Heizung herunterregelt, wenn der Besitzer auf der Arbeit ist, sie aber wieder hochfährt, sobald er sich auf den Nachhauseweg macht, sorgt trotz der Installationskosten schnell dafür, dass sich die aufgewendeten Summen amortisieren und trägt zudem noch einen großen Teil zum Umweltschutz bei. Was bei potenziellen Kunden ebenfalls sehr gut ankommt, ist die Tatsache, dass sich moderne Smartsysteme nicht komplex über ein eigenes Interface im Haus steuern lassen, sondern bequem per App via Smartphone und Tablet. Interessant auch für Makler: Programme wie die PlusPlan App von Hager. Damit lässt sich die Planung von künftigen Smart-Features ebenfalls vom Tablet aus erledigen und zeigt den Kunden direkt, was wo verbaut werden kann und welchen Sinn das Gesamtpaket hinterher ergibt.

Kein Schnickschnack, bitte

Dennoch kristallisiert sich auch abseits solcher Umfragen heraus, dass die meisten Interessenten sich nicht blindlings von den vermeintlichen oder tatsächlichen Segnungen des Smart Homes leiten lassen. Im Gegenteil, die Kunden wissen recht genau, was sie tatsächlich wollen und was nur Schnickschnack ist. Ein besonders gutes Beispiel: Der Kühlschrank. Hier findet sich seit einigen Jahren auf nahezu jeder Elektronikmesse mindestens ein Hersteller, der dieses Küchenmöbel mit einem Web-Zugang ausgestattet hat und das darüber automatisch verbrauchte Produkte neu bestellt. „Nice to have“ möchte man glauben, jedoch zeigt die Realität, dass nur ein äußerst geringer Prozentsatz an Kunden sich für dieses Feature interessiert. Gleiches gilt für Dinge wie Vitalwertüberwachung. Diese richtet sich vornehmlich an ältere Menschen, damit diese allein und trotzdem sicher leben können – unterschreiten die Daten einen Schwellenwert, würde das Smart Home automatisch einen Notdienst alarmieren. Jedoch: Da die Interessengruppe vor allem bei Männern unter 35 Jahren liegt und von der tatsächlichen Rentner-Generation Ü-65 sich nur sieben Prozent überhaupt für smarte Technologien begeistern können, bleiben solche Systeme ein Ladenhüter.



(Keine) Angst vor Hackern?

Trotz der Tatsache, dass Smart Home nun schon seit einigen Jahren ein Begriff ist und die darüber steuerbaren Sicherheitstechniken sich wie erwähnt großen Zuspruchs erfreuen können, rückt ein potenzielles Problem aber erst seit kurzem in den Fokus der Interessenten: Ein Haus, in dem alles von der Beleuchtung über Heizung bis hin zu den Kameras vernetzt ist und das sich übers Web steuern lässt, ist natürlich auch zu einem gewissen Grad anfällig für Angriffe von Unbefugten. Wie die Wirtschaftswoche berichtet, liegt das aber nur zum Teil an der Technik selbst, sondern auch an den Nutzern, die durch die Nichtaktivierung von Sicherheitsfeatures wie Passwortabfragen Kriminellen Tür und Tor öffnen. Jedoch muss sich auch ein Teil der Smart Home Branche durchaus den Vorwurf gefallen lassen, das Thema Sicherheit nicht mit höchster Priorität behandelt zu haben. Dennoch: In einer schnelllebigen Welt entstehen für die meisten Probleme binnen kürzester Zeit Lösungen. So wie just auf der CES-Messe vorgestellte Systeme, die sich das Normalverhalten der smarten Technologien erst eine Zeitlang anschauen und dann bei einer Unregelmäßigkeit selbst eingreifen können und das betroffene Gerät entweder vom Web-Zugang trennen oder es abschalten, sodass Hacker darüber keinen weiteren Schaden anrichten können.

Nutzen für die Immobilienwirtschaft

Die immer größere Verbreitung von Smart Homes hat auch für die Immobilienbranche weitreichende Bedeutung, denn sie kann als Luxus-Feature und Multiplikator dafür sorgen, dass nicht nur das Interesse von potenziellen Mietern oder Käufern erst geweckt wird, sondern durch eine zielgerichtete Vermarktung auch für eine größere Verbreitung sorgen: Wer ein Objekt mit smarten Technologien entsprechend anzeigt, wird eine höhere Response-Rate ernten als ein Makler, bei dem solche Technologien nur unter „ferner liefen“ Erwähnung finden. Vor allem mit Hinblick auf das enorm gestiegene Sicherheitsbedürfnis der
Deutschen können sich so etwa Kamera- und Alarmsysteme als „Killer-Applikation“ erweisen, die für hohen Kaufanreiz sorgt.

Ausbaugrenzen: Nicht vorhanden

Ein Merkmal von Smart Homes ist, dass sich fast beliebig Systeme weiter nachrüsten und ergänzen lassen. Und die Trends zeigen deutlich, dass mit den heutigen Features bei Weitem noch nicht die Grenzen des Möglichen erreicht sind. Wie die „Netzwelt“ vermeldet rückt nach dem Haus an sich nämlich auch das Drumherum in den Fokus der Hersteller. Damit wird auch der Garten in die Vernetzung integriert. Etwa durch Bewässerungssysteme für Pflanzen. Diese analysieren über Sensoren und via Internet nicht nur das momentane Klima am Standort des Hauses selbst, sondern auch den Wetterbericht sowie weitere Daten und regulieren dementsprechend die Bewässerung von Rosen, Rasen und Radieschen. Das ist nicht nur höchst komfortabel, sondern hat ebenfalls einen umweltschützenden Mehrwert: Durch die clevere Steuerung wird auch vermieden, dass die Pflanzen bewässert werden, obwohl es nur wenige Stunden später in Strömen zu regnen beginnt.

Auch im Bereich des Heimkinos zeichnet sich das Ende von Kabelsträngen hinter Verblendungen und in Wänden an. Hersteller Samsung beispielsweise zeigte erst jüngst mit seiner Soundbar HW-K950, dass das Heimkino von Morgen komplett ohne Lautsprecherkabel funktionieren kann. Dieses System funktioniert auch nicht mehr nach dem altbekannten Dolby 5.1 Standard, sondern als dreidimensional raumfüllendes System, bei dem trotzdem keine aufwändig zu installierenden Deckenlautsprecher zum Einsatz kommen, sondern die Lautsprecher die Abstrahlung nach oben selbst übernehmen. Ganz im Sinne des Smart Homes steht die Einbindung in andere Funktionen, sodass etwa genervte Eltern das System auch herunterregeln können, wenn die Kids es mit der Lautstärke übertreiben.  

Fazit: Unverzichtbar

Zwar konnte sich noch längst nicht jeder potenzielle Käufer oder Mieter für Smart Home begeistern. Jedoch zeigen die Zahlen, dass deren Bedeutung immer mehr steigen wird. Für die Immobilienbranche bedeutet das, dass das heute noch als verkaufsförderndes Feature vermarktete Element schon in nicht allzu ferner Zukunft ein so unverzichtbarer Standard werden wird, wie es heute Dinge wie eine Zentralheizung oder ein vorhandener Internet-Zugang sind.

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