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So rettet man die Finanzwelt vor dem Untergang

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Bei Agrarrohstoffen kam es vor einigen Jahren zu einem rasanten Preisanstieg von Mais. Dies lag an massiven Zuflüssen von Geld in einen atomisch kleinen Markt, dem Warenterminmarkt für Mais. So entdeckten Finanzinvestoren einen steigenden Trend bei diesem Grundnahrungsmittel und verschärften diesen Trend.

Auf der anderen Seite fand sich Mexiko wieder. Ein Land, in dem die Bürger Mais für ihr Grundnahrungsmittel Tortilla benötigen. Die Bürger, im Durchschnitt nicht gerade reich, gingen auf die Straße und demonstrierten gegen steigende Mais- und Tortilla-Preise. Die mexikanische Regierung sah sich gezwungen am Markt teuer Mais zu kaufen und günstig an die Bevölkerung abzugeben, um Unruhen zu verhindern.

Der Warenterminmarkt sollte wieder seiner ursprünglichen Aufgabe zugeführt werden, nämlich Produzenten und Abnehmern die Möglichkeit zu geben sich abzusichern – nicht mehr und nicht weniger.

Maßnahme 4: Regulierung der Banken und anderer Finanzmarktteilnehmer

Die Trading- und Eigenhandelsabteilungen vieler Banken sind mittlerweile in sogenannte „Special Person Vehicle“ (SPV) überführt worden. Damit unterliegen sie den Aufsichtsbehörden nicht mehr in dem Umfang, wie es innerhalb der Bank der Fall gewesen wäre. In der Schweiz weiß man nicht einmal, wie viele Rohstoffhändler es tatsächlich gibt. Unregulierte Märkte haben den Hang, zum Spielkasino zu werden. Mit Daytrading, Scalping und anderen neumodischen Erscheinungen hat sich die Finanzwelt von der Realwirtschaft so weit entfernt, dass die Risiken für die Welt dadurch immer größer und unkalkulierbarer werden.

Wenn sie als Privatperson heute bei ihrer Bank wegen einer Baufinanzierung nachfragen, dann müssen sie in der Regel mindestens 20 Prozent Eigenkapital nachweisen und einbringen.

Wie ist das bei einer Bank? Für Banken sehen die Regelungen von „Basel III“ vor, dass die Eigenkapitalquote bei 6 Prozent liegen muss. Zusätzlich muss eine Bank einen Risikopuffer von 2,5 Prozent vorhalten. So muss sich das Eigenkapital einer Bank auf 8,5 Prozent belaufen. Ergänzend darf das Gesamtvolumen der Bilanz das 33,3-fache des Eigenkapitals nicht überschreiten.

„Basel III“ wird von den Banken als eine absolute Zumutung betrachtet. Vor der Finanzkrise hatten amerikanische Investmentbanken einen Hebel von 80 und mehr. Sie konnten praktisch ohne Einsatz von eigenen Mitteln an den Märkten agieren und ein großes Spielkasino mit dem Geld ihrer Anleger betreiben.

Eine Regulierung und damit eine Einschränkung der vielen Spekulationsmöglichkeiten halte ich für absolut sinnvoll. Es ist Ländern wie Griechenland nicht möglich, innerhalb von ein bis zwei Jahren ihren Haushalt komplett neu aufzustellen und ein Geschäftsmodell zu entwickeln, das Ausgaben und Einnahmen in Einklang bringt. Die Länder brauchen dafür Zeit und diese Zeit geben ihnen die vielen Finanzmarktakteure nicht, sondern sie treiben die Länder von einem Punkt zum nächsten.

Wir sollten froh sein, dass die Schulden bei den Ländern liegen und nicht bei den Privatmenschen. Staaten wie Italien, Spanien oder den USA ist es möglich sich über 50 bis 100 Jahre zu entschulden. Als Mensch wäre man dann schon längst gestorben.

Zum Autor: Wolfgang Zillich ist Chef der Premium Asset Management, Vermögensverwalter mit Sitz in Wiesbaden.

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