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Später Ärger um die Dreiländerfonds: NDR legt in Sachen AWD nach

Holt ihn die Vergangenheit ein? Carsten Maschmeyer in <br> Davos im Januar 2011; Quelle: Gettyimages
Holt ihn die Vergangenheit ein? Carsten Maschmeyer in
Davos im Januar 2011; Quelle: Gettyimages
Die mediale Schlammschlacht um mehr als zehn Jahre zurückliegende Beratungsfälle reißt nicht ab. Der NDR hat angekündigt, in seiner heutigen „Panorama“-Sendung eine Liste mit den Namen und Beteiligungssummen von rund 30.000 Anlegern, die in den 90er-Jahren in die Dreiländerfonds (DLF) des Initiators Kapital Consult (KC) investiert hatten, zu präsentieren.

Die Vorwürfe: AWD-Berater hätten systematisch und in großem Stil über Steuervorteile die Dreiländerfonds als Altersvorsorge-Produkt vermittelt – auch an Kundenkreise, die aufgrund ihres Einkommens und ihrer Lebensumstände gar nicht dafür geeignet gewesen seien. Dafür seien an die Berater und den AWD hohe Provisionen geflossen.

Kreditfinanzierte Beteiligungen

Die Liste soll zudem belegen, dass Tausenden Anlegern – rund ein Fünftel der auf der Liste verzeichneten Kunden – Kredite zur Finanzierung der Beteiligungen vom AWD vermittelt wurden.
Bildstrecke: Maschmeyer und die Mächtigen
Als wegen ausbleibender wirtschaftlicher Erfolge der Dreiländerfonds die Ausschüttungen zurückgingen oder gar ganz ausblieben, hätten viele Kunden einen doppelten Schaden davongetragen: den Verlust des Investments und hohe Kreditschulden.

Ariane Lauenburg, Redakteurin der Zeitschrift "Finanztest" der Stiftung Warentest, warf gegenüber "Panorama - Die Reporter" dem AWD "systematische Falschberatung" seiner Kunden vor. Auch der „Stern“ zitiert aus der Kundenliste. Demnach hat AWD allein aus der Serie der Drei-Länder-Fonds 34.647 Beteiligungen mit einem Wert von insgesamt rund einer Milliarde Euro vermittelt.

Wenig Urteile ergangen

Rechtskräftige Urteile gegen den AWD gibt es indes kaum. Einige hundert Anleger haben den AWD wegen angeblicher Falschberatung verklagt. Der Vertriebskonzern und dessen langjähriger Chef Carsten Maschmeyer haben eine Verantwortung allerdings in den meisten Fällen zurückgewiesen. Maschmeyer sprach von "Einzelfällen".

Einen Kommentar zu der internen Liste hatte der AWD gegenüber dem „Stern“ abgelehnt. Es handele sich um ein "Geschäftsgeheimnis". In der Panorama-Sendung soll es auch um die Methoden gehen, mit denen AWD im Jahr 2002 gegen klagewillige Anleger vorging.

Bereits vergangene Woche hatte Spiegel-TV die im Januar vom NDR erhobenen Vorwürfe des NDR gegenüber AWD-Gründer Carsten Maschmeyer und dessen politische Verflechtungen erneuert und erweitert. Dabei ging es um die Zahlung von einer Million Euro von Maschmeyer an Exbundeskanzler Gerhard Schröder für die Rechte an dessen Memoiren.

Carsten Maschmeyer hatte dies bestätigt und erklären lassen: „Der Ankauf der Rechte und die Vermarktungstätigkeit von Herrn Maschmeyer waren stets öffentlich bekannt. Es handelt sich um einen normalen Kauf und Verkauf und keine Gefälligkeit, denn die Gesamtsumme der Erlöse übertraf deutlich den Pauschalpreis beim Ankauf."

AWD: Heute kaum noch geschlossene Fonds im Portfolio

In einer Stellungnahme auf die SpiegelTV-Berichterstattung hatte AWD erklärt, für geschlossene Beteiligungen seinerzeit eine „marktübliche Provision“ erhalten zu haben. Zudem habe man bereits im Jahr 2001 in einem Brief an die Redaktion von Finanztest die Zahl der vermittelten Verträge genannt.

AWD vermittelt nach eigener Darstellung mittlerweile nur noch in sehr geringem Umfang geschlossene Fonds. Im Geschäftsjahr 2010 haben diese einen Anteil von nur mehr 0,2 Prozent an den Abschlussprovisionen.

Für alle, die die Sendung "Panorama - die Reporter" verpasst haben:

>> Mehr zur Panorama-Sendung >> mehr zu Carsten Maschmeyer auf unserer Themenseite

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