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Spanien vor dem Umbruch? „Podemos-Sieg würde für Unruhe an den Finanzmärkten sorgen“

Manuel Peiffer, Relationshipmanager bei GVS Financial Solutions
Manuel Peiffer, Relationshipmanager bei GVS Financial Solutions
Die nächsten Tage dürften nicht nur für die Börsen, sondern für die Zukunft ganz Europas, richtungsweisend sein. Neben dem Entscheid zum Brexit steht ein weiteres wichtiges Ereignis an, welches zwar medial etwas ins Hintertreffen geraten ist. Am Sonntag wählen die Spanier ihr neues Parlament. Genau hier liegt die Gefahr, dass Investoren das Risiko eines Auftaktevents der Eurosklerose nicht auf dem Radar haben.

Nachdem sich Spaniens Parteien in den letzten Monaten nicht zu einer Koalitionsbildung durchringen konnten, stehen am 26. Juni Neuwahlen an. Experten zufolge sieht es nach einem ähnlichen Ergebnis wie im Dezember aus, somit würde die Hängepartie in die nächste Runde gehen. Allerdings befindet sich die linksalternative PODEMOS auf dem Vormarsch. Nach aktuellen Umfragen  liegt das Linksbündnis zwar deutlich hinter der konservativen Volkspartei des amtierenden Ministerpräsidenten Rajoy, doch weitere Zugewinne würden PODEMOS gestärkt in die Koalitionsverhandlungen führen.

Eine absolute Mehrheit für Rajoy ist quasi ausgeschlossen. Sollte der amtierende Ministerpräsident erneut keinen Koalitionspartner finden, würde PODEMOS ihrerseits sicherlich versuchen, einen Verbündeten zu gewinnen, um das Machtzepter zu übernehmen.  Ein entscheidender Knackpunkt bei der Koalitionsbildung ist die mögliche Abspaltung Kataloniens. Denn am rebellischen Katalonien mit ihrer Hauptstadt Barcelona scheiterte die Bildung einer Links-Regierung bisher. Denn als einzige „spanische“ Partei befürwortet die linksradikale PODEMOS ein Unabhängigkeits-Referendum in der Region Katalonien. Für die anderen Parteien würde dies gegen verfassungsrechtliche Prinzipien verstoßen.

Weiterhin hat Spanien keinerlei Erfahrung mit Koalitionen. Seit Ende der Franco-Diktatur 1975 wurde das Land abwechselnd von der „Rechten“ (Volkspartei) und der „Linken“ (Sozialisten) regiert. Ein Bündnis der verfeindeten Lager galt bisher als unvorstellbar – ganz in der Tradition des Bürgerkrieges.

Vor allem ein Sieg des linken Wahlbündnisses PODEMOS würde Experten zufolge für Unruhe an den Finanzmärkten sorgen, weil ein Erfolg der Linkspartei Spekulationen auf eine Abkehr vom Sanierungskurs zur Folge hätte und den Bemühungen, um eine Abspaltung Kataloniens, neuen Auftrieb geben würde.

Die nächsten Tage sind sowohl für die Börsen als auch für Europa immens wichtig. Falls es zum Brexit kommt und die Linkspartei in Spanien das Zepter übernimmt, wäre der EU-Supergau perfekt. Die Gefahr einer Eurosklerose wäre signifikant gegeben. Weitere Staaten würden versuchen sich dem europäischen Spardiktat zu entziehen. Und wenn die Finanzmärkte eines hassen: dann ist es Unsicherheit!

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